Der Feldversuch eHighway-Schleswig Holstein (FESH) untersucht den Einsatz von Oberleitungs-Lkw auf der Autobahn. Die Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) läuft Ende diesen Jahres aus. Nun konstatieren die beteiligten Akteure in einem Whitepaper einen dringenden Handlungsbedarf zur Weiterführung der Technologieförderung und appellieren an politische Entscheidungsträger.

Seit 2019 wird der Feldversuch eHighway Schleswig-Holstein im Rahmen des Programms „Erneuerbar mobil“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit insgesamt 19 Mio. Euro gefördert. 2024 endet die aktuelle Förderperiode des interdisziplinären Forschungsprojekts zur Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs. Die Forschungsergebnisse sind vielversprechend, doch seitens der Politik kommen keine Signale zur Weiterentwicklung und -förderung der Technologie. Nun wenden sich die beteiligten Projektpartner an politische Entscheidungsträger. Im Rahmen eines Whitepapers konstatieren sie einen dringenden Handlungsbedarf zur Weiterführung der Feldversuche in Deutschland sowie zu einem schrittweisen Ausbau zu Innovationskorridoren, ganz im Sinne der Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs.

Unter dem Slogan "Europäisch denken - und jetzt handeln!" haben die Beteiligten des Feldversuchs eHighway Schleswig-Holstein (FESH), darunter die Professur für Elektrische Bahnen sowie das Forschungs- und Entwicklungszentrum der Fachhochschule Kiel GmbH, ein Whitepaper formuliert. Darin evaluieren die Forschenden verschiedene Ansätze zur ökologischen Transformation des Straßengüterverkehrs. Neue Technologien wie Antriebssysteme mit alternativen Kraftstoffen oder Brennstoffzellen-Lkw, stationäre Ladesysteme, Batteriewechselsysteme sowie Electric Road Systems (ERS) werden ̵ einzeln betrachtet ̵ dem Bedarf zur Erreichung der Klimaschutzziele nicht gerecht. Die Forschenden sehen dabei im Oberleitungssystem das größte Potential in Ergänzung zum stationären Laden:

"Die Oberleitung zeigt das größte ökologische und auch ökonomisches Potential. [...] Oberleitungssysteme sind  [...] auch im Schwerverkehr erprobt. Sie sind nicht proprietär, international verbreitet und standardisiert, diversifizierte Lieferketten bestehen. Durch Kombination des Oberleitungssystems mit dem stationären Laden ist die Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs besonders effektiv, schon heute umsetzbar und schnell skalierbar [...]. Zudem gilt die Oberleitung als Innovationstreiber für das autonome Fahren  [...], welches die Transportkosten in Zukunft signifikant senken wird."

Die Projektpartner des Feldversuchs empfehlen, das Oberleitungssystem vom Feldversuch zur großmaßstäblichen Anwendung zu entwickeln.

Am 1. Juli 2024 wurde seitens des Ministeriums für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) sowie des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Arbeit, Technologie und Tourismus (MWVATT) des Landes Schleswig-Holstein unter Beteiligung der Fakultät Verkehrswissenschaften ein politisches Event mit Ergebnispräsentationen aus dem Feldversuch sowie einer Podiumsdiskussion zu den Zukunftsperspektiven der Oberleitungstechnologie in der Landesvertretung SH beim Bund in Berlin organisiert. Auch Vertreter:innen aus der Landes- und Bundespolitik sowie aus Wirtschaft und Logistik waren vertreten.

Trotz der positiven Aussichten und des großen Potenzials ist die Zukunft der Oberleitungstechnologie in Deutschland unsicher, da die drei deutschen Feldversuche keine Anschlussförderung zu erhalten scheinen. Begründet wird dies seitens des BMDV vor allem mit fehlenden Mitteln aufgrund der erfolgten Kürzungen im Klima- und Transformationsfonds (KTF). In anderen Ländern (wie z.B. der Niederlande oder Schweden) wird die Technologie hingegen weiterverfolgt und vorangetrieben.

Erst im Juni 2024 war ein Oberleitungs-Lkw an der Fakultät Verkehrswissenschaften für eine wissenschaftliche Messkampagne stationiert. Hier geht es zum Artikel

Originalautor

Lisa Schmidt/ Red. bearb.