Mit dem Ziel, gemeinsam künftige und nachhaltige Autobahn- und Stadtverkehrssysteme zu gestalten, kamen Ende November hochrangige Wissenschaftler:innen aus der ganzen Welt zusammen.

Die erste gemeinsame Konferenz des internationalen 4. Symposiums zum Management zukünftiger Autobahn- und Stadtverkehrssysteme (Symposium on Management of Future Motorway and Urban Traffic Systems – kurz: MFTS) und des 17. VIMOS-Symposiums der TU Dresden fand vom 30. November bis 2. Dezember 2022 in der Sächsischen Aufbaubank - Förderbank - (SAB) statt. Hauptthema der Konferenz war „Kooperatives Management des multimodalen Verkehrs“. Organisiert wurde sie von Prof Dr. Meng Wang und seinem Team an der Professur für Verkehrsprozessautomatisierung an der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" der TU Dresden. 119 Gäste aus 20 Ländern nahmen teil.

Prof. Wang stellte gleich zu Beginn die Dringlichkeit heraus, mit der alle gemeinsam die gegebenen Herausforderungen unserer Zeit – das Klima zu schützen und auf nachhaltigere Verkehrssysteme umzustellen – erkunden und bewältigen müssen. Die zunehmende Verstädterung, die gleichbleibende Überlastung der Straßen und die anhaltend hohe Zahl der Verkehrstoten würden weltweit den effizienten und sicheren Betrieb unserer jetzigen Verkehrssysteme gefährden.

"Intelligente Verkehrssystemtechnologien können neuartige Mobilitätskonzepte vorantreiben"

Die Konferenz, argumentierte Prof. Wang weiter, sei eine hervorragende Gelegenheit, sich gemeinsam mit Wissenschaftler:innen und Praktiker:innen auszutauschen und neue Mobilitätskonzepte und deren Chancen zu erkunden. „Intelligente Verkehrssystemtechnologien können neuartige Mobilitätskonzepte vorantreiben, indem sie Infrastruktur, Fahrzeuge und andere Verkehrsteilnehmende miteinander verbinden. Autonome Systeme lösen dabei mehr und mehr die menschlichen Fahrer:innen bei der Steuerung ab. Die Fahrzeuge werden elektrifiziert und Shared Mobility Systeme, wie Car- oder Bike-Sharing, vergrößern ihre Reichweite“, so Wang.

Dieser Spannungsbereich führe in den Verkehrswissenschaften und weit darüber hinaus zu faszinierenden Fragen, wie Straßen- und Verkehrsbetreibende, Behörden, Industrie und die Wissenschaft zusammenarbeiten können, um diese Herausforderungen zu bewältigen und die resultierenden Chancen zu nutzen.

Als Keynote-Speaker stellten auf der Konferenz drei renommierte Professoren aus dem Bereich Verkehr und Mobilität ihre Forschungsaktivitäten vor: Prof. Serge Hoogendoorn (TU Delft/Niederlande) sprach über multimodales und aktives Verkehrsmanagement, Prof. Ludovic Leclercq (Université Gustave Eiffel/Frankreich) über die jüngsten Entwicklungen seiner Forschung zu Modellen im städtischen Verkehrs- und Mobilitätsmanagement, und Prof. Marc Timme (TU Dresden) stellte seine Erkenntnisse zu Schwierigkeiten gemeinsam genutzter Infrastrukturen vor.

Workshop zu sozial- und kulturwissenschaftlichen Aspekten des Verkehrs

Neben den Keynote-Präsentationen gab es eine Reihe von Vorträgen und Workshops, die zum Beispiel danach fragten, wie nach der Pandemie das Mobilitätsverhalten nach disruptiven Ereignissen besser vorhergesagt werden könne. Eine Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit den Herausforderungen des Verkehrs- und Transportmanagements in der Praxis. Hierbei kamen die Teilnehmenden zu dem Schluss, dass neue Technologien für die breite Öffentlichkeit noch besser durch die Sozialwissenschaften begleitet und somit zugänglich und verständlich gemacht werden müssen, um prozessbedingte Hürden zu meistern. Die sozial- und kulturwissenschaftlichen Aspekte des Verkehrs untersuchte ein anderer Workshop. Die Schlussfolgerung hierbei war dass die Bedeutung von Gender- und Diversity-Aspekten sowie von emotionalen und symbolischen Gesichtspunkten nach wie vor eine untergeordnete Rolle in den eher auf instrumentelle Forschung ausgerichteten Verkehrswissenschaften spielen.

Ein Grußwort überbrachten zu Beginn der Konferenz die Dekanin der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike, sowie der Abteilungsleiter Mobilitätsstrategie des Sächsischen Staatsministeriums für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr, Michael Stritzke.

Nach einem produktiven und fruchtbaren wissenschaftlichen Austausch stärkten sich die Konferenzteilnehmer:innen im Luisenhof Dresden. Die DVB stellte eigens eine Bahn zu Verfügung, die vom Tagungsort zum Abendessen fuhr – ein besonderes Erlebnis für die nationalen und internationalen Gäste.

Rückblick frühere MFTS-Symposien

- 1. MFTS, Chania (Griechenland), TU Kreta, 2016

- 2. MFTS, Ispra (Italien), Joint Research Centre, 2018

- 3. MFTS, Luxemburg, Universität Luxemburg, 2020

Die Professur

Prof. Wangs Professur für Verkehrsprozessautomatisierung (VPA) hat sich zum Ziel gesetzt, eine international anerkannte Gruppe im Bereich der IVS-Forschung (IVS = Informationstechnik für Verkehrssysteme) und -Lehre zu werden. Hier liegt der Fokus insbesondere auf der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) und neuen Mobilitätskonzepten zur Optimierung des Systembetriebs des multimodalen Verkehrs unter Berücksichtigung von Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Zu den Forschungsschwerpunkten der Professur gehören Verkehrszustandsschätzung, -vorhersage und -steuerung, kooperative und automatisierte Verkehrssysteme, Vorrang für den öffentlichen Verkehr und die Sicherheit gefährdeter Verkehrsteilnehmender.

VIMOS

Das Kompetenzzentrum VIMOS befördert auf der Basis eines interdisziplinären Zusammenwirkens von Forschungseinrichtungen, Verkehrsplanungsbüros, Ämtern mit Zuständigkeit für Verkehr und Mobilität sowie verkehrstelematisch orientierten Wirtschaftsunternehmen den Informationsaustausch zwischen Praxis und Forschung.

(https://tu-dresden.de/bu/verkehr/vis/vpa/vimos)

Das Dresdner Verkehrsmanagement-System VAMOS wertet Daten von mehr als

1.800

Verkehrssensoren im Dresdner Straßennetz aus.