Forschung an automatisierten Bedarfsverkehrslösungen für den Leipziger ÖPNV in Stadtrandgebieten. Verkehrswissenschaften der TU Dresden sind Konsortialpartner.

"Individueller ÖPNV für die Stadtrandgebiete Leipzigs durch Einsatz autonomer On-Demand-Shuttles" - dafür steht das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben ABSOLUT. Es ist eingepasst in die Strategie „MobiLE“ der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB). Innerhalb eines Projektkonsortiums sollen bis 2026 automatisierte Bedarfsverkehrslösungen in den Stadtrandgebieten von Leipzig und deren Verzahnung mit den Hochleistungs-ÖPNV-Angeboten im Stadtzentrum geschaffen werden. Die Grundlagen dafür wurden in der ersten Projektphase ABSOLUT I zwischen 2019 bis 2022 geschaffen.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert nun die die Fortsetzung als ABSOLUT II. In der zweiten Phase sollen weitere Schritte in Richtung eines späteren Regelbetriebs von automatiserten Fahrangeboten realisiert werden. Der Projektauftakt fand am 13. November 2023 in Dresden statt.

"Mit dem Technologieprogramm "Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) für Elektromobilität" fördert der Bund Schlüsseltechnologien für die anstehenden Herausforderungen der Energie- und Verkehrswende. Mit ABSOLUT II setzen wir damit die Erfolgsgeschichte des mitteldeutschen Partnerkonsortiums fort, um mit Hilfe der Digitalisierung den öffentlichen Personennahverkehr insgesamt voranzutreiben", so Christian Liebich, Projektverantwortlicher des Technologieprogramms "IKT für Elektromobilität" im BMWK.

Beteiligung der TU Dresden

Die TU Dresden dient im Rahmen des Projekts als zentrale Forschungsinstanz. Die folgenden Professuren, drei davon von der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List", sind an ABSOLUT II beteiligt:

Während im Vorgänger-Projekt ABSOLUT I das Gesamtsystem einer hochautomatisierten bedarfsgesteuerten ÖPNV-Landschaft entwickelt, aufgebaut und mittels Erprobung durch Versuchspersonen evaluiert wurde, soll in ABSOLUT II nun eine zentrale Problemstellung gelöst werden: Der bisherige Sicherheitsfahrer im Fahrzeug soll durch eine ortsfeste technische Aufsicht in einer Leitstelle, gemäß Gesetz zum autonomen Fahren, ersetzt und damit ein Fahrzeugfernzugriff ermöglicht werden. Dabei sollen mit den Partnern im Projekt alle Schnittstellen zwischen den Systemkomponenten auf einer herstellerneutralen und offenen Basis entwickelt werden.

"Die Gesamtzielsetzung des ABSOLUT-Vorhabens reiht sich in die Mobilitätsstrategie der Stadt Leipzig ein, mit der wir die nachhaltige Mobilität erheblich stärken. Die standardisierte Bereitstellung von Daten der Stadt kann dabei einen wesentlichen Beitrag zur Automatisierung der Verkehre im öffentlichen Raum leisten", so Thomas Dienberg, Baubürgermeister der Stadt Leipzig.

Im Anschlussprojekt arbeiten insgesamt zehn Partner aus Industrie, Kommune und Forschung an einer technischen Lösung, die im Endausbau die Betreuung mehrerer Fahrzeuge durch einen Mitarbeitenden ermöglicht und auf diese Weise ein echtes Skalierungspotenzial eröffnet. Als Konsortialführer fungieren die Leipziger Verkehrsbetriebe und bündeln die Arbeit folgender Partner:

  • Advanced Navigation Solutions - ANavS GmbH
  • BitCtrl Systems GmbH
  • FSD - Zentrale Stelle
  • glts cotech GmbH
  • IKEM - Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität
  • INIT GmbH
  • Sedenius Engineering GmbH
  • Stadt Leipzig
  • Technische Universität Dresden, hierbei insbesondere Forschende der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"

Weitere assoziierte Partner sind die Leipziger Messe und die BMW Group Werk Leipzig.

"Mit der Bündelung von Innovationen wollen wir weitere Impulse für den Wirtschaftsstandort setzen, Digitalisierungswissen und Innovationen für den öffentlichen Personennahverkehr generieren und so die Zukunft der öffentlichen Mobilität mitgestalten", so Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe.

Das Projekt ABSOLUT II läuft bis 2026 und hat ein Gesamtvolumen von rund 12 Millionen Euro.

Aufgabenbereiche für die Forschenden der TU Dresden innerhalb des Projektes

Dr.-Ing. Steffen Kutter, Leiter des Fachgebietes „Automatisiertes Fahren und Fahrstrategien“ an der Professur für Fahrrzeugmechatronik an der TU Dresden, umreißt die Aufgabenschwerpunkte der TU Dresden innerhalb von ABSOLUT II:

„Wir im Fachbereich Automatisiertes Fahren und Fahrstrategien haben für unsere Forschung das Ziel gesetzt, die verbliebenen technischen Hürden für die flächendeckende Automatisierung von ÖPNV und Logistik zu überwinden – sowohl für den urbanen, aber insbesondere auch für den bisher wenig betrachteten ländlichen Raum. Erst dann können wir mit der Technologie die gesellschaftlichen Herausforderungen bei der Mobilitätssicherung und Demokratisierung der Mobilitätsverfügbarkeit – immer, überall, diskriminierungsfrei – für alle auflösen. Neben Sensorik, Beispieldatensätzen und automatisierten Fahrfunktionen für verschiedene Anwendungsfälle (WalemoBASE, ABSOLUT I) liegen unsere aktuellen Schwerpunkte in der Automatisierung des Depots (IDEA) sowie der noch fehlenden Manöverschnittstelle zur technischen Aufsicht gemäß Gesetz zum autonomen Fahren; letztere stellt zusammen mit der Umsetzung der entsprechenden Leitstelle den Kerninhalt von ABSOLUT II dar. Erst dann ist der wirklich fahrerlose Betrieb auch gesetzeskonform möglich.“

Linkliste:

Originalautor

Quelle: Presseinformation der Leipziger Verkehrsbetriebe

Bedeutung ABSOLUT-Projekt

ABSOLUT II adressiert die Problemstellung, den bisherigen Sicherheitsfahrer im Fahrzeug durch eine ortsfeste Technische Aufsicht in einer Leitstelle gemäß dem Gesetz zum Autonomen Fahren zu ersetzen und die dafür notwendige Technik in der Leitstelle, die Kommunikation zum Fahrzeug sowie erforderliche Schnittstellen bereitzustellen. Erst mit Verfügbarkeit einer derartigen zugelassenen technischen Lösung, können mehrere autonome Fahrzeuge durch einen Menschen betreut werden. Damit schafft ABSOLUT II den Grundstein, um den automatisierten ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) wirtschaftlich zu skalieren und auch in bisher unwirtschaftlichen Gebieten einen breiten gesellschaftlichen Mehrwert zur Mobilitätssicherung zu erzielen.

Projekt ABSOLUT geht in nächste Testphase

https://www.youtube.com/watch?v=A1wdaMkPgZU

Er hält die Ideallinie, wird nie müde und sieht gestochen scharf: der VW e-Crafter, der für das Projekt ABSOLUT unterwegs ist.

Ansprechpartner an der TU Dresden

Dr.-Ing. Steffen Kutter

Projektleiter
Professur für Fahrzeugmechatronik
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, TU Dresden
E-Mail: steffen.kutter@tu-dresden.de

Mit ABSOLUT II setzen wir damit die Erfolgsgeschichte des mitteldeutschen Partnerkonsortiums fort, um mit Hilfe der Digitalisierung den öffentlichen Personennahverkehr insgesamt voranzutreiben

Christian Liebich, Projektverantwortlicher des Technologieprogramms "IKT für Elektromobilität" im BMWK