Der SET4FUTURE Innovation Award zeichnet neuartige Produkte und Technologien im Bereich Bahnbetrieb aus. Dr. Michael Krieg, Geschäftsführer der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List", war in diesem Jahr als Juror vertreten und bekam Einblicke in die vorgestellten Projekte.

Zum fünften Mal wurde am 06. Juni 2024 der SET4FUTURE Innovation Award vom Rail.S e.V. in Leipzig verliehen. Hier werden innovative Produkte, Technologien, Lösungen und Geschäftsmodelle ausgezeichnet, welche das Potential besitzen, Zukunftstreiber zu sein und somit einen maßgeblichen Beitrag zur Mobilitätswende leisten. „Insgesamt haben wir in diesem Jahr neun Bewerbungen aus Deutschland und Österreich erhalten, so viele wie noch nie“, erklärt Rail.S-Geschäftsstellenleiter Dirk-Ulrich Krüger und blickt sehr positiv auf den diesjährigen Bewerberrekord.

Das Innovationscluster SET4FUTURE

SET4FUTURE gehört zu den ausgewählten Netzwerken, die seit Juli 2018 als Innovationscluster durch den Freistaat Sachsen gefördert werden. Das Projekt SET4FUTURE hat das Ziel, Effizienz, Wirtschaftlichkeit und Attraktivität des Verkehrsträgers Schiene durch technologische Innovationen, nachhaltige Mobilitätskonzepte und zukunftsweisende Geschäftsmodelle zu erhöhen. Die Technische Universität Dresden, die DB Regio AG Südost sowie das Unternehmen A.S.T. – Angewandte System Technik GmbH sind Schlüsselpartner des Innovationsclusters.

Preisträger und Ihre Projekte

1. Platz: Innovative Ladestation für Batteriezüge – Rail Power Systems GmbH und F&S Prozessautomation GmbH

Den beiden Firmen gelang es, mit der wissenschaftlichen Unterstützung der Professur für Elektrische Bahnen eine neuartige Ladestation für Batteriebetriebene Züge auf nicht-elektrifizierten Strecken zu entwickeln. Innovativ ist hier die Möglichkeit, mit 50 Hz Landesnetzfrequenz statt der zuvor 16,7 Hz Bahnfrequenz zu laden, was die aufwendige und kostenintensive Frequenzumformung überflüssig macht. Möglich ist das durch ein einfaches fahrzeugseitiges Software-Update. Kompaktheit, Erreichbarkeit, Flexibilität und hohe Wirkung erfordern vergleichsweise weniger Investitionen und senken die laufenden Betriebskosten.

2. Platz: Neue Umschlagtechnologie im kombinierten Güterverkehr – CargoBeamer AG

Die Preisträger haben es geschafft, ein intelligentes und leistungsstarkes System für den Güterumschlag von der Straße auf die Schiene zu entwickeln. Mit einem neuen technischen Ansatz können nun erstmals nicht-kranbare Einheiten verladen werden, was circa 95 Prozent der Transporte auf der Straße ausmacht. Ebenfalls konnte die Be- und Entladungszeit deutlich beschleunigt werden, wodurch in 20 Minuten bis zu 72 Sattelauflieger umgeschlagen werden können. Das ist neunmal schneller als mit der herkömmlichen Technologie und bringt großes Potential in der Reduzierung von Treibhausgasen mit sich.

3. Platz: Bahninfrastrukturplanung mit der 360° Multisensorplattform – DB Bahnbau Gruppe und DB Engineering & Consulting

Die beiden Kooperationspartner haben mit der 360° Multisensorplattform eine zeitgemäße und digitale Möglichkeit zur Bestands- und Umgebungsaufnahme der Bahninfrastruktur geschaffen. Die Multisensorplattform führt eine Vielzahl an Sensoren und Messtechniken auf einem Gleisfahrzeug mit sich, wodurch hochauflösende und dreidimensionale Aufnahmen von Umgebung und Schiene aufgenommen werden können. Hierfür kommen beispielsweise ein GNSS, mehrere Laserscanner und ein Georadar zum Einsatz. Mit der neuen Plattform ist es möglich, die Infrastruktur mit einer Geschwindigkeit von bis zu 80 km/h abzufahren, ohne dabei den Bahnbetrieb nennenswert zu beeinträchtigen.

Die 360° Multisensorplattform leistet einen wesentlichen Beitrag, um die von der DB AG ab 2025 vorgeschriebenen Digitalisierung der Bahninfrastruktur umzusetzen. Bemerkenswert ist dabei, dass die Datenerfassung bei laufendem Fahrbetrieb erfolgen kann, was den Digitalisierungsprozess maßgeblich beschleunigt und damit auch die so wichtigen Streckenausbau- und -Modernisierungsvorhaben vorantreibt.

Dr. Michael Krieg, Juror und Geschäftsführer der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“

Originalautor

Tim Diehl/ Red. bearb.

Über Rail.S e.V.

Rail.S zählt mit über 100 Vereinsmitgliedern aus Wirtschaft und Wissenschaft zu den größten Bahntechnikclustern in Deutschland. Mission ist es, vor allem den bahnindustriellen Mittelstand – Innovationstreiber und Rückgrat der Mobilitätswende – zu stärken. Rail.S ist Austausch- und Vernetzungsplattform für Kooperationsprojekte, Marktzugang, Absatzförderung, Wissenstransfer und Nachwuchsgewinnung. Darüber hinaus organisiert Rail.S wissenschaftlich-technische Konferenzen und unterstützt die Weiterbildung innerhalb der Branche.

Abkürzungen

GNSS: Global Navigation Satellite System

Kontakt

Dr. Michael Krieg

Geschäftsführer,
Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"
Tel: +49 351 463-36606
E-Mail: