Eine neue Studie der TU Dresden, Verkehrswissenschaften, untersucht den wirtschaftlichen Nutzen und die Eignung von Mitarbeiterparkplätzen.

Praktisch überall auf der Welt stellen Firmen ihren Angestellten Parkplätze zu geringen oder gänzlich ohne direkte Kosten zur Verfügung – warum eigentlich? Ist das effizient – und wenn nein, was kann man dagegen tun? Diesen Fragen widmet sich ein neues Papier von Stefan Tscharaktschiew und Felix Reimann vom Institut für Wirtschaft und Verkehr der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List" an der Technischen Universität Dresden.

Parkplätze und Lohn

Das Paper modelliert den Arbeitslohn als Verhandlungsergebnis von Firmen und Angestellten. Firmen stellen Parkplätze zur Verfügung, weil sie einen ökonomischen Anreiz dazu haben (oder wenn sie, wie in den USA häufig üblich, vom Gesetz her dazu verpflichtet sind). Sie können dann den Lohn für diejenigen senken, die einen Parkplatz als nicht bzw. weniger stark besteuerte Lohnzusatzleistung erhalten.

Äußere Effekte auf Mitarbeiterparkplätze

Es zeigt sich, dass das freie Wirken der Marktakteure nicht unbedingt zum sozialen Optimum führt. Es existieren verschiedene Effekte, welche Arbeitgeberparken ineffizient werden lassen: Verkehrsstaus, falsche steuerliche Behandlung des Parkens als geldwerten Vorteil und Landnutzungsregulierung (minimum parking requirements). Auf der anderen Seite gibt es aber auch entgegengesetzt wirkende Kräfte: subventioniertes öffentliches Parken, Parksuchverkehr oder überfüllte öffentliche Verkehrsmittel. Mitarbeiterparkplätze müssen also nicht unbedingt ökonomisch schlecht sein – jedenfalls nicht, wenn die Ineffizienzen bei den Alternativen noch größer sind. In den meisten Fällen werden die negativen Effekte des Arbeitgeberparkens jedoch überwiegen, sodass von einer Übernutzung/Überangebot des Arbeitgeberparkens auszugehen ist.

Cash-out-Politik

In diesen Fällen wird häufig eine Cash-out Politik vorgeschlagen, bei der Firmen ihren Angestellten einen Geldbetrag anbieten, wenn diese nicht die Firmenparkplätze in Anspruch nehmen. Diese Maßnahme wird in der Studie formalisiert und unter realistischen Annahmen simuliert. Es zeigt sich, dass Cash-out nur unter sehr spezifischen Bedingungen zu weniger Parkplätzen führt. Eine optimale Cash-out-Zahlung ist zwar theoretisch möglich, sie müsste aber nicht nur die direkten Kosten der Parkplätze für die Firmen berücksichtigen, sondern auch alle weiteren genannten Externalitäten und Verzerrungen im Verkehr vor Ort. Gleichzeitig darf das Cash-out nicht im selben Maß besteuert werden wie Arbeitseinkommen, sonst verpufft seine Wirkung komplett.

Perspektiven

Eine gute Verkehrspolitik sollte daher auch in Bezug auf Parkplätze, die Firmen ihren Angestellten zur Verfügung stellen, einen integrierten Ansatz verfolgen. Sie sollte alle Effekte im Blick haben, auch die weniger offensichtlichen, wie zum Beispiel die Überlastung öffentlicher Verkehrsmittel als Alternative zum Auto oder die steuerliche Behandlung von Parken im Einkommensteuerrecht. Letztlich hängt sie damit auch immer von den spezifischen Bedingungen vor Ort ab.

Highlights der Studie

- Trotz vieler ökonomischer Schwachpunkte sind vom Arbeitgeber bezahlte Parkplätze praktisch allgegenwärtig

- Firmen und politische Entscheidungsträger vor Ort haben keinen ausreichenden Anreiz, um die Zahl dieser Parkplätze zu verringern

- Wir schlagen maßgeschneiderte lokale Cash-out-Programme auf Unternehmensebene anstelle einer einheitlichen Besteuerung von Zusatzleistungen vor

- Cash-outs müssen lokale Besonderheiten berücksichtigen und sollten nicht der Einkommensbesteuerung unterliegen

- Die optimale Höhe des Cash-Out muss nicht mit den Ressourcenkosten des vom Arbeitgeber zur Verfügung gestellten Parkplatzes identisch sein

DR. RER. POL. STEFAN TSCHARAKTSCHIEW

Research Assistant
Chair of Economics, esp. Transport Policy and Spatial Economics
"Friedrich List" Faculty of Transport and Traffic Sciences, TU Dresden
Mail: stefan.tscharaktschiew@​tu-dresden.de