Quantifizierung der verkehrlichen Auswirkungen von Konfliktszenarien: Prof. Waller und Team forschen zu Verfahren, Konzepten und Analysen.

Die Kriegshandlungen russischer Truppen auf ukrainischem Boden wirken sich auch auf das Verkehrsverhalten der Gesellschaft aus. Wie die Pandemie bereits 2020 zeigte, reagieren Verkehrssysteme äußerst empfindlich auf Störungen von außen. Seit dem Beginn des Krieges kam es zu massiven Unterbrechungen des Straßen- und Schienenverkehrs in der Ukraine. In den ersten Monaten waren dabei häufig Routen im Grenzgebiet betroffen, da innerhalb von fünf Monaten fast 10 Millionen Ukrainer:innen das Land verließen. Der bereits schlechte Vorzustand der ukrainischen Hauptverkehrsadern verschlimmerte sich nicht nur durch den anhaltenden Beschuss, sondern auch durch die Zerstörung wichtiger Infrastruktur, um den Vormarsch der russischen Truppen zu verlangsamen.

Um die bestehende Forschung zum Verkehrsverhalten nach disruptiven Ereignissen zu vertiefen, untersucht Prof. Dr. S. Travis Waller in seinem ersten Paper an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ der TU Dresden das ukrainische Verkehrsverhalten mithilfe zonenbasierter Netzwerkmodelle unter dem Titel: "Analyzing and modeling network travel patterns during the Ukraine invasion using crowd-sourced pervasive traffic data"

Da gerade in turbulenten Zeiten der Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten versperrt ist, werden in diesem Paper Daten der Navigations-App „TomTom“ aus ausgewählten Städten circa fünf Wochen nach der Invasion verwendet, um die Verkehrsnachfrage und Staumuster zu untersuchen. Es werden dafür beobachtete Verkehrsleistungskennzahlen aus der Bevölkerung zur Ableitung von Verkehrsnachfragedaten benutzt, welches den traditionellen Ansatz der Schätzung der Nachfragen zur Bewertung potenzieller Auswirkungen auf ein Netzmodell umkehrt.

Die Methodik ermöglicht es den Forschenden, verschiedene Maßnahmen und Ereignisse schnell zu vergleichen, indem sie die Reisetabellen in verschiedenen Netzen auswertet. Sie hilft dabei, aggregierte und zeitraumbasierte Nachfrageänderungen zu verstehen und die Auswirkungen von Netz- und Nachfrageänderungen auf wichtige Leistungskennzahlen zu analysieren.

Die PDF-Version des Papers können Sie hier herunterladen.

Am Paper beteiligte Wissenschaftler:innen:

- Prof. Dr. S. Travis Waller (Leiter der Exzellenzprofessur Verkehrssystemmodellierung an der TU Dresden)

- Moeid Qurashi (wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Prof. Waller)

- Anna Sotnikova (Department of Transport Technologies, Lviv Polytechnic National University)

- Lavina Karva (Wissenschaftliche Hilfskraft bei Prof. Waller)

- Dr. Sai Chand (Transport Research and Injury Prevention Centre, TRIPC, Indian Institute of Technology Delhi)

Prof. S. Travis Waller

a man with glasses, smiling.
© UNSW Engineering

Prof. Waller leitet seit April 2022 die Exzellenzprofessur für Verkehrssystemmodellierung an der TU Dresden. Er gilt als Visionär für Verkehrsthemen. Beispielsweise beschäftigte er sich bereits in den frühen 2000er Jahren damit, wie sich elektrische und automatisierte Fahrzeugen in bestehende Infrastrukturen integrieren lassen. Zu seinen spezifischen methodischen Forschungsbeiträgen gehören u. a. dynamische Verkehrsumlegung, stochastische Routenwahlmodelle, Verkehrsnetzplanung, Planung Intelligenter Verkehrssysteme (IST), MaaS (Mobility as a Service), adaptive Gleichgewichte und zweistufige Optimierung von Mobilitätsnetzen.

Er wurde 2003 zu einem der 100 weltweit führenden Innovatoren in Wissenschaft und Technik unter 35 Jahren ernannt, erhielt 2004 den CAREER-Preis der U.S. National Science Foundation sowie 2009 den Fred-Burggraf-Preis und 2019 den Pyke-Johnson-Preis, beide vom U.S. Transportation Research Board (einer Abteilung der U.S. National Academies).

Nachhaltigkeit und Ethik in der Mobilität der Zukunft: #Introducing S. Travis Waller

https://www.youtube.com/watch?v=XxZX0g974BI

Nachhaltigkeit und Ethik in der Mobilität der Zukunft: #Introducing S. Travis Waller