Verfahren zur Anwendung an Mehrfachhaltestellen auf HEUREKA Kongress Mitte April 2021 durch Dipl.-Ing. Patrick Wolf vorgestellt.

Haltestellen mit mehrere Tram- und Buslinien sind Nutzenden des öffentlichen Nahverkehrs oftmals ein Graus - insbesondere zu Rushhour-Zeiten: treffen nämlich Fahrzeuge verschiedener Linien zu fast gleicher Zeit ein, beginnt nicht selten ein großes Gedränge und Hin und Her, weil jede/r zu ihrer/seiner Linie möchte. Wie viel entspannter - und sicherer - wäre es, wenn die Wartenden bereits vor Eintreffen der Linien wüssten, wo sie sich am besten positionieren sollen.

Das hat sich auch Dipl.-Ing. Patrick Wolf von der Professur für Verkehrsleitsysteme und -prozessautomatisierung an der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" gedacht und daran geforscht. Herausgekommen ist ein Verfahren zur Stellplatzprognose an Mehrfachhaltestellen. Bei dem diesjährigen "HEUREKA Kongress zu Optimierungsverfahren in Verkehr und Transport" Mitte April hat er das Verfahren  vorgestellt - und für seinen "Beitrag zur Steigerung von Attraktivität und Effizienz des öffentlichen Stadtverkehrs“ den "Anerkennungspreise für junge Wissenschaftler/innen" der Stiftung heureka für Umwelt und Mobilität erhalten. Sie hat damit Patrick Wolfs "selbstständig gewonnene Forschungsergebnisse bei der Weiterentwicklung und Umsetzung von Entscheidungs- und Optimierungsmethoden im Verkehrswesen" gewürdigt. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert. In diesem Jahr wurde er an zwei Preisträger vergeben.

Verfahren reduziert Haltestellenaufenthaltszeit und erhöht Durchlassfähigkeit der Haltestelle

Wolfs Verfahren zur Stellplatzprognose an Mehrfachhaltestellen ermöglicht es, den Halteort eines Fahrzeugs am Bahnsteig schon vor dessen Eintreffen an der Haltestelle anzuzeigen. Dadurch können sich die Fahrtgäste frühzeitig zum entsprechenden Halteort begeben und haben kürzere Wege zum Einstieg. Damit reduziert das Verfahren die Haltestellenaufenthaltszeit und erhöht die Durchlassfähigkeit der Haltestelle. Zudem führt eine homogenere Fahrgastverteilung auf dem Bahnsteig zur homogeneren Fahrgastverteilung innerhalb der Fahrzeuge. Dadurch könnenauch die Fahrgastwechselzeiten an den nachfolgenden Haltestellen positiv beeinflusst werden . Gleichzeitig wird die wahrgenommene Servicequalität des ÖPNV infolge der höherwertigen Fahrgastinformation gesteigert.

Mikroskopischen Modellierung der einzelnen Fahrttrajektorien

Das an der Professur für Verkehrsleitsysteme und -prozessautomatisierung entwickelte Verfahren beruht auf einer mikroskopischen Modellierung der einzelnen Fahrttrajektorien. Unter Berücksichtigung verschiedener stochastischer, infrastruktureller und betrieblicher Einflussgrößen werden die Stellplatzprognosen in Echtzeit berechnet und an die Anzeigen der Fahrgastinformation weitergereicht. Gegenwärtig wird das Verfahren bereits in Leipzig eingesetzt, um an der Haltestelle Hauptbahnhof die Stellplatzverteilung im Pilotbetrieb darzustellen. Perspektivisch soll das Verfahren an weiteren Mehrfachhaltestellen zum Einsatz kommen. Zur Unterstützung des Fahrpersonals sollen die Stellplatzinformationen zudem auf den Bordrechnern der ÖPNV-Fahrzeuge angezeigt werden.

Der von den Stiftern der Stiftung heureka initiierte "HEUREKA Kongress zu Optimierungsverfahren in Verkehr und Transport" findet seit 1983 im Rhythmus von drei Jahren statt. Veranstalter sind die Forschungsgesellschaft für Straßen und Verkehrswesen (FGSV) sowie der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen.

Die Stiftung heureka ist eine gemeinnützige Stiftung zur Förderung einer umweltgerechten Entwicklung des Verkehrs. Stiftungszweck gemäß Satzung ist die Förderung der Entwicklung, Anwendung und Umsetzung von Entscheidungs- und Optimierungsmethoden im Verkehrswesen. Der Anerkennungspreis wird alle drei Jahre verliehen.

Dipl.-Ing. Patrick Wolf

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Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Professur für Verkehrsleitsysteme und -prozessautomatisierung

E-Mail: patrick.wolf1@​tu-dresden.de

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