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Interview
Seit Januar 2024 leitet Dr. Sunil Kumar Sharma vertretungsweise die Professur für Schienenfahrzeugtechnik. Wir haben mit ihm in einem Interview über seine ersten Wochen und Eindrücke in Dresden gesprochen.
Dr. Sunil Kumar Sharma hat den Lehrstuhl für Schienenfahrzeugtechnik an der TU Dresden übernommen, nachdem er zuvor als Assistenzprofessor an der School of Technology des Gati Shakti Vishwavidyalaya in Vadodara, Gujarat (Indien), tätig war. Er promovierte am Indian Institute of Technology Roorkee zum Thema "Modellierung und Analyse von indischen Schienenfahrzeugen". Im Anschluss an seine Promotion absolvierte er ein Postdoc-Stipendium an der Changwon National University in Südkorea. Wir freuen uns, ihn an der TU Dresden begrüßen zu dürfen.
Herzlich willkommen an der Fakultät!
Deutschland und insbesondere Dresden ist Ihr erster beruflicher Schritt außerhalb Asiens, richtig? Was hat Sie motiviert, an die TU Dresden zu kommen?
Dr. Sharma (S): Ja genau. Die Möglichkeit an die TU Dresden zu kommen, war aus vielerlei Hinsicht sehr attraktiv. Erstens hat die TU Dresden einen ausgezeichneten Ruf im Bereich Ingenieurwissenschaften und insbesondere in der Verkehrs- und Mobilitätsforschung, was sehr gut zu meiner Expertise im Bereich Schienenfahrzeugdynamik passt. Zweitens ist Dresden eine tolle Stadt mit einem reichen kulturellen Erbe und einer hohen Lebensqualität, was sie zu einem besonderen Ort zum Leben und Arbeiten macht. Und schließlich war die Möglichkeit, mit renommierten Forscherinnen und Forschern zusammenzuarbeiten und zu innovativen Forschungsprojekten beizutragen, ein ausschlaggebender Motivationsfaktor für mich.
D: In welchen Forschungsbereichen sind Sie tätig?
S: Meine Forschung konzentriert sich hauptsächlich auf die Dynamik von Schienenfahrzeugen und umfasst verschiedene Aspekte wie Fahrkomfort, Sicherheit, Energieeffizienz und dynamisches Verhalten. Ich untersuche fortschrittliche Steuerungsstrategien, innovative Federungssysteme und neuartige Technologien zur Verbesserung der Leistung und Nachhaltigkeit von Schienenverkehrssystemen.
D: In der Vergangenheit haben Sie mehrere Auszeichnungen für Ihre Forschung erhalten, z. B. für Beiträge zu internationalen Konferenzen, und Sie wurden in die Liste der weltweit besten 2% der Wissenschaftler:innen zwischen 2020 und 2023 aufgenommen. Auf welche Themen haben Sie sich in Ihrer Forschung konzentriert? Wurden die Ergebnisse in der Wissenschaft oder der Industrie weiter angewandt?
S: Im Laufe meiner Karriere habe ich mich auf Themen wie Rad-Schiene-Kontaktmechanik, Fahrzeug-Schiene-Wechselwirkung, aktive Federungssysteme und Zustandsüberwachung von Schienenfahrzeugen konzentriert. Die Ergebnisse meiner Forschung haben das Verständnis der Dynamik von Schienenfahrzeugen entscheidend verbessert und wurden sowohl in der Wissenschaft als auch in der Industrie angewandt. So hat meine Arbeit beispielsweise zur Entwicklung effizienterer und zuverlässigerer Schienenfahrzeuge beigetragen, was zu Verbesserungen der Fahrqualität, der Sicherheit und der Betriebsleistung geführt hat.
D: Sie haben auf dem Gebiet der Schienenfahrzeugdynamik promoviert. War das Ihr erster Kontakt mit Verkehr und Mobilität?
S: Ja, während meines Promotionsstudiums habe ich mich zum ersten Mal eingehend mit Verkehr und Mobilität beschäftigt, insbesondere mit der Dynamik von Schienenfahrzeugen. Seitdem habe ich mich immer weiter in dieses faszinierende Gebiet vertieft, verschiedene Facetten des Schienenverkehrs erforscht und durch Forschung und Innovation zu dessen Weiterentwicklung beigetragen.
D: Was fasziniert Sie allgemein an der Thematik Verkehr und Mobilität?
S: Verkehr und Mobilität spielen eine zentrale Rolle bei der Gestaltung unserer modernen Gesellschaft und ermöglichen Wirtschaftswachstum, soziale Vernetzung und nachhaltige Entwicklung. Was mich am meisten fasziniert, ist das komplizierte Zusammenspiel zwischen Technologie, Infrastruktur und menschlichem Verhalten, das die Verkehrssysteme kennzeichnet. Die Fähigkeit, komplexe Herausforderungen anzugehen und innovative Lösungen zu entwickeln, die die Effizienz, Sicherheit und Zugänglichkeit von Verkehrsnetzen verbessern, ist der Grund für meine Leidenschaft für dieses Gebiet.
D: Sie sind in Indien aufgewachsen und haben bereits in Südkorea gearbeitet. Wie unterscheiden sich diese Verkehrssysteme vom deutschen System?
S: Ich hatte die Gelegenheit, verschiedene Verkehrssysteme in unterschiedlichen Ländern kennenzulernen. Jedes Land hat seine eigenen Merkmale, die von Faktoren wie Geografie, Kultur und historischer Entwicklung geprägt sind. In Indien beispielsweise ist das Verkehrsnetz riesig und vielfältig und umfasst eine Mischung aus traditionellen Verkehrsmitteln wie Eisenbahnen und Straßen und moderner Infrastruktur wie Metrosystemen. Im Gegensatz dazu verfügt Südkorea über ein hocheffizientes und technologisch fortschrittliches Verkehrssystem, das durch ausgedehnte Hochgeschwindigkeits-Eisenbahnnetze und gut integrierte öffentliche Nahverkehrssysteme gekennzeichnet ist.
Im Vergleich dazu ist das deutsche Verkehrssystem, insbesondere in Städten wie Dresden, für seine Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit und seinen Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit bekannt. Die Integration verschiedener Verkehrsmittel, darunter Züge, Straßenbahnen, Busse und Fahrräder, bietet Pendlern eine breite Palette von Reisemöglichkeiten. Darüber hinaus hat Deutschlands Schwerpunkt auf Forschung und Innovation zur Entwicklung von Spitzentechnologien und -verfahren in Bereichen wie Bahntechnik und nachhaltige Mobilität geführt.
D: Hatten sie bereits die Möglichkeit erste Kontakte an der Fakultät zu knüpfen? Vielleicht auch schon fachübergreifende?
S: Ja, ich hatte das Vergnügen, mehrere Kolleginnen und Kollegen innerhalb der Fakultät kennenzulernen, sowohl in meinem Lehrstuhl, als auch in interdisziplinären Bereichen. Das kollaborative Umfeld an der TU Dresden fördert die interdisziplinäre Forschung und ermutigt zu fachübergreifenden Partnerschaften, was ich sehr anregend und lohnend finde. Ich freue mich darauf, mit meinen Kolleginnen und Kollegen weiter zusammenzuarbeiten und Möglichkeiten für die Zusammenarbeit bei Forschungsprojekten zu erkunden, die über die traditionellen Grenzen hinausgehen.
D: Was sollten Studierende der Fakultät über Sie wissen? Und was können sie von Ihnen erwarten?
S: Die Studierenden können von mir erwarten, dass ich ansprechbar, leidenschaftlich und engagiert bin, um ihre akademische und berufliche Entwicklung zu fördern. Es liegt mir sehr am Herzen, den Studierenden ein unterstützendes Lernumfeld zu bieten, in dem sie ihre Interessen erkunden, ihre Fähigkeiten entwickeln und ihre Ziele verfolgen können. Ich fördere den offenen Dialog, kritisches Denken und praktische Lernerfahrungen, um die Studierenden zu befähigen, innovative Führungskräfte in ihren jeweiligen Bereichen zu werden.
Das sind gute Aussichten für unsere Studierende!
Wie können Sie Ihr Know-how in den Lehrstuhl für Schienenfahrzeugtechnik einbringen? Haben Sie bereits Pläne oder ein Konzept, das Sie umsetzen wollen?
S: Ich bin davon überzeugt, dass mein Fachwissen im Bereich der Schienenfahrzeugdynamik und meine Forschungserfahrung im Bereich fortschrittlicher Steuerungssysteme einen wichtigen Beitrag zum Lehrstuhl für Schienenfahrzeugtechnik an der TU Dresden leisten können. Ich bin besonders daran interessiert, die Anwendung neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, IoT und prädiktive Analytik zu erforschen, um die Leistung, Sicherheit und Nachhaltigkeit von Schienenverkehrssystemen zu verbessern. Darüber hinaus möchte ich Partnerschaften mit Akteuren aus der Industrie und mit Forschungseinrichtungen aufbauen, um den Wissensaustausch und den Technologietransfer zu erleichtern und so Innovation und Exzellenz in der Schienenfahrzeugtechnik zu fördern.
D: Haben Sie ein Lebensmotto? Wenn ja, welches?
S: "Kontinuierliches Lernen, Innovation und Zusammenarbeit sind der Schlüssel zum Erfolg". Dieses Motto spiegelt meinen Glauben an die Bedeutung von lebenslangem Lernen, Kreativität und Teamarbeit für die persönliche und berufliche Erfüllung wider. Ich bemühe mich, diese Prinzipien in meiner Arbeit jeden Tag zu verkörpern, indem ich nach neuen Wachstumsmöglichkeiten suche, die Grenzen des Wissens überschreite und mit anderen zusammenarbeite, um gemeinsame Ziele zu erreichen.
D: Hatten Sie bereits die Möglichkeit, Dresden oder die Umgebung zu erkunden? Was ist Ihnen besonders aufgefallen?
S: Ja, ich hatte die Gelegenheit, Dresden und seine Umgebung zu erkunden, und ich war von der reichen Geschichte, der kulturellen Vielfalt und der natürlichen Schönheit der Stadt sehr beeindruckt. Die architektonischen Wunderwerke wie der Zwinger und die Frauenkirche zeugen von Dresdens geschichtsträchtiger Vergangenheit und architektonischer Brillanz. Darüber hinaus bieten die malerischen Landschaften entlang der Elbe und das üppige Grün der Dresdner Heide reichlich Gelegenheit für Erholung und Entspannung im Freien. Insgesamt macht die einzigartige Mischung aus Geschichte, Kultur und Natur Dresden zu einem wahrhaft bezaubernden Ort zum Leben und Arbeiten.
Worauf freuen Sie sich, abgesehen von Ihren beruflichen Aufgaben, besonders?
Neben meinen beruflichen Aufgaben freue ich mich darauf, in die pulsierende Kulturszene Dresdens einzutauchen und alles zu erkunden, was diese dynamische Stadt zu bieten hat. Sei es, dass ich klassische Konzerte in der Semperoper besuche, durch die charmanten Straßen der Altstadt schlendere oder die lokale Küche in urigen Restaurants probiere.
Wir bedanken uns bei Dr. Sharma für das Interview und wünschen ihm eine schöne Zeit in an der TU und in Dresden!
Originalautor
Dr. Sunil Kumar Sharma
Professur für Schienenfahrzeugtechnik
Tel: +49 351 463-36585
E-Mail: sunil_kumar.sharma@tu-dresden.de
Über Sunil K. Sharma
Dr. Sunil K. Sharma stammt aus Indien, wo er 2010 sein Grundstudium des Maschinenbaus am F.E.T Agra College abschloss. Anschließend absolvierte er einen Master in computergestütztem Design und Fertigung am National Institute of Technology, Allahabad, und promovierte 2017 am Indian Institute of Technology, Roorkee, im Bereich Schienenfahrzeugdynamik.
Im Laufe seiner Karriere war Dr. Sharma als Assistenzprofessor an verschiedenen Universitäten tätig. Mit seinen Beiträgen auf diesem Gebiet gehört er zu den besten 2 % der Wissenschaftler in der Schienenfahrzeugtechnik und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seine Arbeit.
Forschungsschwerpunkte
Dynamik von Schienenfahrzeugen insb. Fahrkomfort, Sicherheit, Energieeffizient und dynamisches Verhalten