Sie sind hier
ERASMUS+
Dr. Chethika Abenayake und Dr. Amila Jayasinghe forschen und lehren am Institut für Stadtplanung an der Universität Moratuwa in Sri Lanka. Im Juni haben sie im Rahmen des Projekts LBS2ITS einen Gastaufenthalt an der Fakultät Verkehrswissenschaften absolviert und sich mit Forschenden der Professur für Mobilitätssystemplanung vernetzt.
Ziel des von ERASMUS+ geförderten Verbundprojekts LBS2ITS (Location-based Services to Intelligent Transport Systems) ist es, eine qualitativ hochwertige Hochschulausbildung von Verkehrsexpertinnen und -experten in Sri Lanka zu entwickeln. Durch die Vernetzung mit Verkehrswissenschaftler:innen weltweit und den Zugang zu neuen Technologien versprechen sich die Forschenden, die Sicherheit, Umweltverträglichkeit und die Effizienz im Verkehrssektor in Sri Lanka zu erhöhen und damit die Lebensqualität in städtischen und ländlichen Gebieten zu verbessern.
Dr. Chethika Abenayake und Dr. Amila Jayasinghe forschen und lehren als Senior Lecturer an der Universität Moratuwa, Sri Lanka. Dr. Chethika Abenayake setzt sich mit den Themen Stadt- und Regionalplanung, Nachhaltige Städte sowie mit den Folgen des Klimawandels auf die Verkehrsplanung in Stadt und Land auseinander; Dr. Amila Jayasinghe lehrt und forscht in den Bereichen Verkehrs- und Infrastrukturplanung, Stadtsimulation, Raumanalyse und Raummodellierung sowie Urbane Informatik. Im Rahmen von LBS2ITS waren Dr. Abenayake und Dr. Jayasinghe im Juni an der Professur für Mobilitätssystemplanung zu Gast, um die gemeinsam erarbeiteten Ergebnisse der Lehrplanentwicklung zu evaluieren, sich mit Mitarbeitenden des Lehrstuhls über aktuelle Forschungsaktivitäten auszutauschen und Einblicke in die Lehrtätigkeit an der Fakultät zu erhalten.
Während ihres Aufenthalts besuchten die Dr. Abenayake und Dr. Jayasinghe verschiedene Vorlesungen wie Raum- und Verkehrsplanung, Datenerhebung und -analyse in der Verkehrsplanung oder auch Makroskopische Verkehrsmodellierung. Dr. Abenayake und Dr. Jayasinghe erhielten zudem Einblicke in aktuelle Forschungsthemen des Lehrstuhls, wie die Forschung zum Fußverkehr, zu strategischer Mobilitätsplanung sowie zur Mobilitätsverhaltensforschung und präsentierten ihrerseits eigene Forschungsarbeiten. Im Gespräch mit Dr. Katja Schulze, Verantwortliche für Studienangelegenheiten und Qualität der Lehre, wurde über Lehrevaluation, insbesondere über die Bielefelder Lernzielorientierte Evaluation (BiLOE), gesprochen. Zu den gemeinsamen Aktivitäten gehörten darüber hinaus ein Besuch der Abteilung Verkehrsentwicklungsplanung der Stadt Dresden zum Thema strategische Mobilitätsplanung (Dresdner Mobilitätsplan 2035+) sowie die Teilnahme an Veranstaltungen der Fakultät wie der Fakultätsvollversammlung, der Langen Nacht der Wissenschaften sowie des Uni Tages.
Wir haben mit den beiden srilankischen Wissenschaftler:innen über ihren Gastaufenthalt an der Fakultät Verkehrswissenschaften gesprochen.
LS: Dr. Chethika Abenayake und Dr. Amila Jayasinghe, vielen Dank für Ihre Zeit und Bereitschaft für ein kurzes Interview. Was war der Anlass Ihres Aufenthalts und welche Erkenntnisse konnten Sie gewinnen?
Chethika Abenayake: "Gemeinsam mit den Kolleg:innen von der Professur für Mobilitätssystemplanung haben wir in den letzten drei Jahren Module und Lehrmaterialien entwickelt, die wir mit Studierenden der Verkehrswissenschaften reflektiert und evaluiert haben. Wir haben unsere Forschungsaktivitäten vorgestellt und konnten einige Gemeinsamkeiten sowie bestimmte Themenfelder identifizieren, an denen wir zukünftig gemeinsam arbeiten können. Insbesondere, wenn wir über Herausforderungen im Verkehrssektor sprechen, über Fahrverhalten beispielsweise, die in diesem Teil der Welt ganz anders sind als in unserem Land. Wir sehen viele Möglichkeiten, vergleichende Forschungsarbeit zu leisten, voneinander zu lernen und unser Wissen zu bündeln."
LS: Was haben Sie über das Studium und den Wissenschaftsbetrieb an unserer Universität erfahren?
Chethika Abenayake: "Wir haben erfahren, dass es in vielen Fachbereichen eine Reihe von Kursen für internationale Studierende gibt. Mehr als 50 % unserer Studierenden gehen für ein weiterführendes Studium ins Ausland. Für Deutschland als Studienort haben sich unsere Studierenden bisher allerdings selten entschieden, weil viele nichts von den Angeboten für Internationals wussten. Jetzt können wir diese kommunizieren und damit Möglichkeiten für eine Zulassung eröffnen. Ich glaube, dass dies ein lebendiges akademisches Leben ermöglicht, in dem sich die Studierenden entfalten können."
Amila Jayasinghe: "Bei unserem kurzen Besuch haben wir festgestellt, dass die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung nicht auf die Grenzen des eigenen Fachgebietes oder der eigenen Fähigkeiten beschränkt sind, sondern auch die Förderung der richtigen Einstellung und Mentalität von Studierenden und Forschenden beinhaltet. In Ihrer interdisziplinären Arbeit schauen Sie über den Tellerand und ermöglichen den Wissenschaftler:innen Freiheit in Forschung und Lehre."
LS: Welche Eindrücke haben Sie während Ihres Aufenthalts in Dresden außerhalb des Universitätslebens gewinnen können?
Chethika Abenayake: "Eines der Dinge, die mich sehr beeindruckt haben, ist das Dresdner Straßenbahnsystem und dessen Anbindung sowohl an Sehenswürdigkeiten als auch zu den Randgebieten der Stadt. Das Konzept der MOBI-Punkte, die den Menschen verschiedene Möglichkeiten bieten, die "letzte Meile" zu absolvieren, finde ich spannend. Mir ist außerdem aufgefallen, dass die Haltestellen und Fußwege überwiegend barrierefrei sind und es hat mich fasziniert, wie nachhaltig und inklusiv Mobilität gestaltet wird."
LS: Wie blicken Sie in die Zukunft?
Chethika Abenayake: "Während unseres Besuch konnten wir viele Dinge lernen, die in Sri Lanka verbessert werden können. Aber der Erfahrungsaustausch ist keine Einbahnstraße, denn das meiste Wissen, das wir aus westlichen Ländern haben, funktioniert nur bedingt, wenn es um die praktische Umsetzung in unserem Land geht. Nur gemeinsam können wir innovative Lösungen für die Herausforderungen vor Ort finden und das wiederum befruchtet unsere künftige Forschungskooperation."
Amila Jayasinghe: "Wir haben viele Kontakte an der Fakultät geknüpft und damit neue Anknüpfungspunkte geschaffen. Das Kennenlernen anderer Professuren und deren Arbeit hilft uns auch, aktuelle Entwicklungen in Forschung und Lehre mit unseren Studierenden in Sri Lanka zu teilen und Wissen weiterzugeben. Obwohl das Forschungsprojekt und unser Aufenthalt endet, fühlt es sich deshalb wie ein Neuanfang an."
Wir wünschen Dr. Abenayake und Dr. Jayasinghe alles Gute und viel Erfolg für ihren weiteren beruflichen Weg.
Hintergrund: Verbundprojekt LBS2ITS
LBS2ITS besteht aus einem Konsortium aus drei EU- und vier sri-lankischen Universitäten, welche an der Integration von standortbezogenen Diensten (LBS) in intelligente Verkehrssysteme (ITS) forschen. Gemeinsam mit der Nationalen Technischen Universität Athen (NTUA) und der Technischen Universität Wien (TUW) unterstützt die Fakultät Verkehrswissenschaften vier Universitäten in Sri Lanka dabei, die Qualität der Hochschullehre weiter zu entwickeln. Im Ergebnis soll eine immersive Lernumgebung geschaffen werden, welche digitale und reale Lehr- und Lernerfahrungen integriert. Dabei sollen Faktoren wie Mentorenschaft, kulturelles Bewusstsein sowie Geschlechtergerechtigkeit und soziale Parität Beachtung finden. Ziel des Projekts ist es, die Sicherheit, Umweltverträglichkeit und die Effizienz im Verkehrssektor in Sri Lanka zu erhöhen.
Über das Projekt LBS2ITS haben wir in der Verkehrslage bereits berichtet: Zum Artikel
Originalautor
Erasmus +
Erasmus+ ist ein Programm der Europäischen Union zur Förderung der Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen und der Mobilität von Einzelpersonen im Bereich der allgemeinen Bildung und beruflichen Bildung, von Jugend und Sport. Nach dem Grundsatz des lebenslangen Lernens besteht die Möglichkeit zu Studienaufenthalten, Praktika für Studenten und Auszubildende, Lehr- und Fortbildungsaktivitäten, […] in ganz Europa und teilweise darüber hinaus. (Quelle: wikipedia.de)
Wir sehen viele Möglichkeiten, vergleichende Forschungsarbeit zu leisten, voneinander zu lernen und unser Wissen zu bündeln.