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Honorarprofessur
Wir heißen Prof. Dr.-Ing. Corinna Salander zum 1. November 2025 als Honorarprofessorin für Bahnsystemtechnik am Institut für Bahnsysteme und Öffentlichen Verkehr herzlich willkommen.
Corinna Salanders beruflicher Werdegang führte die studierte Physikerin bereits zu zahlreichen namenhaften Institutionen aus Forschung, Industrie und Politik. Nach ihrem Diplomabschluss an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel wurde Frau Salander mit einer Arbeit zur Elektromagnetischen Feldtheorie an der TU Clausthal promoviert. Es folgten Tätigkeiten bei der Deutsche Bahn AG, der Eisenbahnagentur der Europäischen Union und bei Bombardier Transportration GmbH, bevor Frau Salander auf die Professur für Schienenfahrzeugtechnik an die Universität Stuttgart berufen wurde. Der nächste Ruf führte sie als Gründungsdirektorin zum Deutschen Zentrum für Schienenverkehrsforschung (DZSF) hier in Dresden. In der vergangenen Legislaturperiode hatte sie die Leitung der Abteilung Eisenbahnen im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) inne.
Ihrer Leidenschaft für den Schienenverkehr ist Corinna Salander auf ihrem Weg dabei stets treu geblieben. Ihre Verbundenheit zu Dresden führt sie nun als Honorarprofessorin an unsere Fakultät. Wir haben mit ihr über ihre Begeisterung für das Bahnsystem gesprochen und sie gefragt, welche Impulse sie für die Qualifikation unserer Studierenden setzen möchte.
LD: Frau Prof.in Salander, herzlich willkommen. Vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit für ein Gespräch nehmen.
CS: Vielen Dank für den schönen Empfang.
LD: Was fasziniert Sie an dem so komplexen Themenfeld „Bahnsystemtechnik“ und wo sehen Sie aktuell die spannendsten Entwicklungsfelder?
Ich bin ja von Hause aus Physikerin und mich fasziniert tatsächlich etwas sehr Physikalisches am System Bahn, nämlich der Kontakt zwischen Rad und Schiene. Über eine etwa nur ein Cent große Kontaktfläche erfolgt die Kraftübertragung, und damit dieses wahnsinnige Potenzial, über so einen kleinen Fleck einen schweren Zug zu ziehen und dann eben energetisch sehr, sehr günstig zu transportieren.
Auch wenn diese Energieeffizienz etwas ganz Grundlegendes im Schienenverkehr ist, gibt es nichtsdestotrotz immer noch Optimierungspotentiale, beispielsweise im Ausnutzen der Haftreibung oder auch in der Antriebstechnologie - wird es jetzt Wasserstoff sein oder elektrifiziert man mehr oder kommen auch Hybridantriebe stärker zum Einsatz? Ich denke, dass sich das automatisierte Fahren ebenfalls immer weiter entwickeln wird. Andererseits bin ich der Auffassung, dass wir bereits einen technologisch gut fortgeschrittenen Entwicklungsstand im System Bahn haben. Viele Dinge müssen jetzt einfach zur Anwendung kommen. Das heißt oftmals aber auch, infrastrukturseitig muss entsprechend auch nachgerüstet werden, um z.B. die Energieversorgung in jeder Form sicherstellen zu können. Ein gutes Beispiel ist in meinen Augen die digitale automatische Kupplung, die nah an der Einsatzreife ist und die es ermöglichen kann, den Einzelwagenverkehr zu stabilisieren, der sich aktuell wirtschaftlich nicht trägt.
LD: Sie waren bereits für viele namhafte Institutionen tätig bzw. haben diese geleitet. Wie wollen Sie Ihre Erfahrungen aus der beruflichen Praxis in die Ausbildung der Studierenden einfließen lassen? Welche inhaltlichen Schwerpunkte möchten Sie in der Lehre setzen?
CS: Ich halte die Vorlesung 'Das System Bahn – Akteure, Prozesse, Regelwerke'. Für mich sind Kenntnisse darüber, wie das System Bahn strukturiert ist, welche Akteure für was verantwortlich sind und welche, vor allem auch europäische Regelwerke dem Ganzen zugrunde liegen, enorm wichtig, um angehende Eisenbahner – Bahnfachleute - in die Lage zu versetzen, im System richtig agieren und es damit voranbringen zu können. Denn ich kann natürlich einen Zug oder ein Infrastrukturelement oder auch Software entwickeln. Aber ich komme dann irgendwann an den Punkt, wo ich das Ganze auch zulassen muss, um es in den Betrieb zu bringen. Und das ist ein Schwerpunkt in meiner Vorlesung, von dem ich glaube, dass es eine sehr, sehr wichtige Ergänzung zum bestehenden und bereits ja sehr umfassenden Studienangebot der Fakultät ist.
LD: Wie sieht aus Ihrer Sicht das Bahnsystem der Zukunft aus und welche Kompetenzen wollen Sie unseren Studierenden für die Umsetzung dieser Vision vermitteln?
CS: Das System Bahn wird auch künftig immer ein technisches System sein. Und zwar eines, das durch das Zusammenspiel aus Fahrzeugen und Infrastruktur gekennzeichnet ist. Es ist daher eine extrem wichtige Kompetenz für die Nachwuchskräfte, das System Bahn sowohl in ihrem jeweiligen Fachbereich, als auch als Ganzes zu verstehen. In meinen Augen wird dies hier an der Fakultät durch die vielen thematisch breit gefächerten Professuren auch sehr gut abgebildet. Mit meiner Vorlesung konzentriere ich mich aber nicht auf die technischen Sachverhalte, sondern auf die regulativen Systemstrukturen und deren Einflüsse auf die Technik und umgekehrt. Wie schon gesagt, eine Ergänzung mit inhaltlichem Werkzeug für die Studierenden, mit der sie das Bahnsystem der Zukunft besser gestalten können.
LD: Was sollten Studierende über Sie wissen und was dürfen sie von Ihnen erwarten?
CS: Ich bin seit mittlerweile über 30 Jahren in der Eisenbahnbranche tätig und mit dem Beginn meiner Dissertation Eisenbahnerin geworden und seitdem mit Überzeugung geblieben. Ich habe die verschiedenen Aspekte erlebt: Ich war in der Forschung, in der technischen und betrieblichen Sicherheit, und auch in der Zulassung. Ich habe die europäische Regulierung kennengelernt und zuletzt auch die politische Sicht. Ich bringe eine große Bandbreite an Kenntnissen über die Strukturen mit. So ist auch von mir die Idee zu dieser Vorlesung entstanden, die eben diese ganzen Akteure und Prozesse, die ich zum Teil auch wirklich selbst kennenlernen durfte, vorstellt. Und erwarten dürfen die Studierenden auf jeden Fall Einblicke in das reale Leben in der Bahnbranche.
LD: Was wünschen Sie sich für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen Universität, Industrie und Bahnunternehmen – und welche Impulse möchten Sie dabei persönlich setzen?
CS: Mir ist sehr, sehr wichtig, dass die Unternehmen die Bedeutung der Forschung für ihre eigene Weiterentwicklung anerkennen und sich engagieren. Im wirtschaftlichen Alltag sehe ich auch noch enorme Potentiale im Bereich Normung, wo zum Teil nicht genug kenntnisreiche Mitarbeitende in die Normungsgremien abgeordnet werden können. Beide Themen brauchen in meinen Augen einen engen Schulterschluss zwischen Forschungsinstitutionen und Wirtschaft. Und zu diesem Miteinander möchte ich meinen Beitrag leisten.
LD: Vielen Dank, Frau Salander. Alles Gute für Ihre Tätigkeit hier an der Fakultät.
CS: Vielen Dank.
Originalautor
Honorarprofessur
Eine Honorarprofessur ist eine ehrenamtliche, nebenberufliche Lehrtätigkeit an einer Hochschule, die an Personen mit herausragenden Leistungen in Wissenschaft oder Praxis verliehen wird. Die Ernennung ist an eine langjährige Lehrtätigkeit gebunden und erlaubt das Führen des Titels Professor bzw. Professorin.
Kontakt
Es ist eine extrem wichtige Kompetenz für die Nachwuchskräfte, das System Bahn sowohl in ihrem jeweiligen Fachbereich, als auch als Ganzes zu verstehen. In meinen Augen wird dies hier an der Fakultät durch die vielen thematisch breit gefächerten Professuren auch sehr gut abgebildet.
