Um aktuelle Entwicklungen in der Automobiltechnik ging es Ende September im Fahrzeugtechnischen Versuchszentrum der TU Dresden.

Eingeladen hatten die Professur für Kraftfahrzeugtechnik rund um Prof. Dr.-Ing. Günther Prokop und der Verein Deutscher Ingenieure (VDI).

Seit 120 Jahren wird in Dresden zur Automobiltechnik geforscht. Damals wie heute stehen der Standort und die Automobilforschung an der TU Dresden (TUD) für Innovation, zukunftsweisende Forschung und hochmoderne Laboreinrichtungen. Eine Exzellenz, die es Wert ist, auch externen Partner:innen vorgestellt zu werden. Deshalb luden die Professur für Kraftfahrzeugtechnik der TU Dresden und der Verein Deutscher Ingenieure e. V. (VDI) am 28. und 29. September 2023 gemeinsam zum 1. Dresden Automotive Symposium. 150 Teilnehmende aus Wirtschaft, Forschung und Politik waren der Einladung gefolgt.

Die Konferenz fand im neuen Fahrzeugtechnischen Versuchszentrum (FVZ) der TU Dresden statt. Das Versuchszentrum zur Erforschung der sicheren und automatisierten Mobilität der Zukunft war erst im Januar 2023 offiziell durch den sächsischen Finanzminister Hartmut Vorjohann an die Rektorin der TU Dresden, Prof. Dr. Ursula M. Staudinger, übergeben worden. Nun, Ende September, ging es im FVZ um aktuelle Themen aus der Automobilforschung wie passive und aktive Sicherheit beim automatisierten Fahren, die Entwicklung elektrifizierter High-Performance Antriebe, neueste Trends bei Bremssystemen sowie Forschungstrends zur Mensch-Maschine-Interaktion und zum Fahrerlebnis.

Eröffnet wurde das Symposium durch Prof. Dr.-Ing. Günther Prokop, Leiter der Professur für Kraftfahrzeugtechnik an der TU Dresden, gemeinsam mit Dipl.-Ing. Uwe Bastian, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des VDI-Bezirksvereins Dresden und Obmann des Arbeitskreises Fahrzeug- und Verkehrstechnik. Anschließend ordnete die Dekanin der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an der TUD, Prof. Dr.-Ing. Regine Gerike, in ihrem Grußwort an die Teilnehmenden das Automobil in die Mobilitätslandschaft der Zukunft ein: „Automotive Technology an der TU Dresden ist Teil der Fakultät Verkehrswissenschaften – und nicht, wie oft üblich, dem Maschinenbau zugeordnet. Sie gliedert sich bei uns an der Fakultät ein in eine systemische Gesamtbetrachtung der Mobilität. Automotive Technology ist bei uns nicht zuerst durch Technologie, sondern durch gesellschaftliche Anforderungen getrieben. Das Automobil bleibt dadurch zukunftsfähig. Es ist Teil der Lösung; nicht des Problems“, so die Dekanin.

Aktuelle und zukünftige Aspekte in der Automobilforschung an der TU Dresden

Um aktuelle und zukünftige Aspekte in der Automobilforschung ging es dann auch im vielseitigen Vortragsprogramm – mit angeregten Diskussionen im Anschluss (siehe Infobox an der Seite).

Den Abschluss bildete Prof. Günther Prokop selbst. Er blickte auf „120 Jahre Automobiltechnik an der TU Dresden“ zurück und fragte: „Wo kommen wir her, wo gehen wir hin?“ Seine Zeitreise begann im Jahr 1903 mit der Gründung der Königlich-Sächsischen Technischen Versuchsanstalt an der Technischen Hochschule zu Dresden durch Professor Hermann Scheit. Heute stehen im Mittelpunkt der Automobilforschung an der TU Dresden der Potenzialbereich „Automatisierte und vernetzte Mobilität“ in Verbindung mit dem Fahrzeugtechnischen Versuchszentrum, dem Hochimmersiven Fahrsimulator und dem in Planung befindlichen Smart Mobility Lab als neuer Forschungscampus der TUD in Hoyerswerda.

Den ersten Tag des Dresdner Automotive Symposiums rundeten Führungen durch das Fahrzeugtechnische Versuchszentrum mit seinen 14 Prüfständen, vier Messlaboren und Werkstätten auf 1.500 Quadratmetern ab.

Tag 2: Vorstellung des Projektes "Hochimmersiver Fahrsimulator" der TU Dresden

Am zweiten Tag ging es für die Teilnehmenden raus vor die Tore der Stadt Dresden in eine Testhalle. Dort wurde ihnen der sich in der Entwicklung befindliche Hochimmersive Fahrsimulator vorgestellt Der Simulator ist weltweit einzigartig und soll beim szenarienbasierten Testen automatisierter Fahrfunktionen und für die optimale Mensch-Maschine-Interaktion zum Einsatz kommen. Aktuell laufen die umfangreichen technischen Feinabstimmungen des Prototypen und seiner einzelnen Komponenten. Prof. Prokop und sein Team führten den Gästen dynamische Manöver der Bewegungsplattform vor, um deren sehr gute Dynamik-Eigenschaften zu zeigen. Die Expert:innen aus der Automobilentwicklung zeigten sich beeindruckt von dem Innovationsprojekt und den bisherigen Entwicklungen.

Günther Prokops Fazit nach dem Symposium war dann auch durchweg positiv: „Das Dresden Automotive Symposium 2023 gab einen umfassenden und tiefen Einblick in die aktuellen Entwicklungen der Automobiltechnik. Mit ihren hochmodernen Versuchsanlagen und einem über 120 Jahre gewachsenen Know-how hat die TU Dresden dazu eine Menge beizutragen.“ Somit stehe bereits fest: „Eine Fortführung des Symposiums in 2024 ist in Planung.“

Ehrungen

Mit Prof. Dr.-Ing. Rodolfo Schöneburg und Karl-Heinz Baumann (beide ehem. Mercedes-Benz) wurden beim ersten Dresdner Automotive Symposium auch zwei Personen geehrt, die sich bei der Ausbildung von Automobiltechnik-Nachwuchs am Standort Dresden besonders verdient gemacht haben. Zwischen 2007 und 2020 haben die beiden mehr als 1.000 Studierende der TU Dresden und an der HTW Dresden in Integraler Sicherheit unterrichtet. Zudem haben sie rund 100 Abschlussarbeiten und Praktika bei Mercedes-Benz betreut und sich im gemeinsamen Forschungsverbund „Tech-Center i-protect“ zur Erforschung neuer Konzepte zur integralen Sicherheit engagiert.

Prof. Dr.-Ing. habil. Horst Brunner wurde für seine langjährigen Verdienste um die Automobiltechnik und um die Entwicklung der TU Dresden geehrt. Insbesondere sein Engagement und sein weitsichtiges Agieren in den Aufbaujahren nach der deutschen Wiedervereinigung, der Aufbau der Verkehrsunfallforschung an der TU Dresden sowie sein noch immer andauernder Einsatz für die Dresdner Automobiltechnik wurden gewürdigt. Günther Prokop: „Wenn die Automobiltechnik an der TU Dresden heute prosperiert, ist das auch Horst Brunners Verdienst.“

Originalautor

Melina Herrmann / Red. bearb.

Vortragsprogramm Automotive Forum

Integrale Fahrzeugsicherheit – Historie, Strategie und Innovationen. Ein Rückblick auf 14 Jahre Vorlesungen am Lehrstuhl für Kraftfahrzeugtechnik in Dresden – vorgetragen von Prof. Dr.-Ing. Rodolfo Schöneburg und Karl-Heinz Baumann (beide ehem. Mercedes Benz AG)

Beitrag der modernen elektronischen Hauptuntersuchung für eine sichere und nachhaltige Mobilität – ein Fahrzeugleben lang. Dr.-Ing. Philipp Schuricht (FSD Fahrzeugsystemdaten GmbH) umfasste die sich ändernden Anforderungen an die Technische Überwachung aus neuartigen Fahrerassistenz- und Fahrautomatisierungsfunktionen.

Hochautomatisiertes Fahren in Sicht? Der Weg zum kommerziellen Einsatz der Technologie. Felix Breitstadt vom Ridesharing-Anbieter MOIA, beschrieb neue Mobilitätskonzepte bei Mobility as a Service (MaaS) Angeboten einschließlich der Fortschritte bei der Organisation von MaaS-Diensten und dem Einfluss der Fahrautomatisierung darauf.

Industry trends influencing future Truck chassis solutions. Urs Gunzert(MAN Truck & Bus SE) stellte Konzepte zur Elektrifizierung von Lastkraftwagen im Fernverkehr vor.

Antriebsentwicklung in China. Dr.-Ing. Pavel Kvasnicka (BMW Group) sprach überdie Entwicklung und Homologation von Antriebssträngen in China.

Development Process of a Formula 1 Powerunit. Dipl.-Ing. Axel Wolf Wendorff  vom IngenieurbüroWendorff.works ltd  gewährte Einblicke in seine langjährige Erfahrung als Leiter der Antriebs-Entwicklung in der Formel 1 Serie.

Potenzialbereich „Automatisierte und vernetzte Mobilität“ an der TU Dresden

Der Potenzialbereich fokussiert die Gestaltung effizienter, sicherer und intelligenter Verkehrssysteme. Transport und Mobilität werden unter der normativen Vision nachhaltiger Entwicklung neu gedacht. Die Forschung zu neuen automatisierten und vernetzten Technologien wird von der Forschung zu Nutzerbedürfnissen und Mobilitätsdienstleistungen angetrieben und inspiriert diese gleichzeitig. Für diesen integrativen Forschungsanspruch wurden fünf Schwerpunktbereiche definiert.

Ansprechpartner

Prof. Dr.-Ing. Günther Prokop
Leiter Professur für Kraftfahrzeugtechnik
Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List", TU Dresden
E-Mail: guenther.prokop@​tu-dresden.de

Automotive Technology ist bei uns an der Fakultät nicht zuerst durch Technologie, sondern durch gesellschaftliche Anforderungen getrieben. Das Automobil bleibt dadurch zukunftsfähig. Es ist Teil der Lösung; nicht des Problems.

Prof.in Regine Gerike, Dekanin Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List", TU Dresden