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Forschungsprojekt
Forschende der Verkehrspsychologie entwickeln im europäischen Verbundprojekt SINFONICA eine Plattform zur Förderung von Inklusion in kooperativen, vernetzten und automatisierten Verkehrssystemen. In einer interaktiven digitalen Wissenslandkarte sollen die Anforderungen von Verkehrsteilnehmenden mit und ohne Mobilitätseinschränkungen an den öffentlichen Verkehr aufbereitet werden, um in Zukunft mehr Verkehrsgerechtigkeit zu erreichen.
Cooperative, Connected, Automated Mobility (CCAM), also kooperativ, vernetzt und automatisiert – so sieht die Zukunft unserer Mobilität in den Augen von Verkehrsexpert:innen aus. Doch was bedeuten technologische Innovationen im Bereich Mobilität letztlich für die Verkehrsteilnehmenden? Das Forschungsprojekt SINFONICA richtet den Fokus auf die sozialen Faktoren des Mobilitätswandels und nimmt die Bedarfe der Nutzenden des öffentlichen Verkehrs in den Blick.
SINFONICA steht dabei für Social Innovation to Foster Inclusive Cooperative, Connected and Automated Mobility, übersetzt: Soziale Innovation zur Förderung einer inklusiven, kooperativen, vernetzten und automatisierten Mobilität.
„Der öffentliche Verkehr soll für alle da sein. Wenn wir also beispielsweise anfangen, unsere Busse automatisiert und vernetzt fahren zu lassen, dann müssen wir diese vielleicht umgestalten und das ist ja eine Chance, die wir jetzt ergreifen können“, beschreibt Dr. Madlen Ringhand, eine der Projektverantwortlichen an der Professur für Verkehrspsychologie, das Anliegen von SINFONICA.
Mobilitätssysteme der Zukunft sind inklusiv
Verfügbarkeit, Bezahlbarkeit, Akzeptanz, Zugänglichkeit - An den öffentlichen Verkehr werden bereits heute vielfältige Anforderungen gestellt. Damit allen Bevölkerungsgruppen der Zugang zum öffentlichen Verkehr auch in Zukunft gewährt bleibt, wollen die Forschenden die vielfältigen Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Mobilitätseinschränkungen in die Entwicklung innovativer und intelligenter Mobilitätskonzepte einbeziehen:
„Dabei sollen auch Menschen berücksichtigt werden, die sonst in der Forschung bisher weniger Beachtung gefunden haben. Dazu haben wir uns auf acht Eigenschaften konzentriert, die zu Mobilitätseinschränkungen führen können, dazu gehört beispielsweise das Alter, Leben mit Migrationshintergrund, Leben mit einer Behinderung, Leben im ländlichen Raum oder ein geringes Einkommen“, führt Madlen Ringhand weiter aus.
Um die Einstellungen, Nutzungsabsichten und Anforderungen der Verkehrsteilnehmenden in Bezug auf kooperative, vernetzte und automatisierte Mobilität (CCAM) zu erheben, wurden einerseits Interviews und Fokusgruppen in vier verschiedenen Regionen Europas durchgeführt. Zusätzlich zu den Befragungen der Interessengruppen in den West Midlands (Vereinigtes Königreich), Trikala (Griechenland), Noord Brabant (Niederlande) und in Hamburg wurden anhand quantitativer Fragebögen in ganz Europa Daten zu den Mobilitätsbedürfnissen von Verkehrsteilnehmenden erhoben.
„Aufbauend auf einem von uns entwickelten theoretischen Rahmenmodell zu CCAM-Mobilitätsbedürfnissen, ging im Frühjahr 2024 der Fragebogen in acht verschiedenen Sprachen online. Dabei hat uns neben den Anforderungen der potentiellen Nutzenden auch interessiert, wie hoch die Nutzungsintention verschiedener Personengruppen für kooperative, vernetzte und automatisierte ÖV-Angebote ist.“, beschreibt Dipl.-Psych. Juliane Anke, eine der Projektverantwortlichen an der Professur für Verkehrspsychologie, die mittlerweile abgeschlossenen Erhebungen.
Eine interaktive Wissenslandkarte zeigt die Bedarfe der Verkehrsteilnehmenden auf
Im Ergebnis soll ein digitales Tool, der „SINFONICA Knowledge Map Explorer“, entstehen. Diese interaktive Wissenslandkarte soll die Anforderungen der unterschiedlichen Nutzergruppen des öffentlichen Verkehrs enthalten und so als intelligente Orientierungshilfe für künftige Verkehrsplanungen genutzt werden.
Das SINFONICA-Projekt wird von der Europäischen Union im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms „Horizont Europa“ (Finanzhilfevereinbarung Nr. 101064988) finanziert. Im interdisziplinären Verbund arbeiten Partnerinstitutionen aus Universitäten, Forschungsinstituten, Verkehrsunternehmen und öffentlicher Verwaltung auf internationaler Ebene zusammen. Projektkoordinator ist die UNIMORE – Universität Modena und Reggio Emilia in Italien. Das Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren endet im Herbst 2025. Dann geht es darum, den „Knowledge Map Explorer“ den Städten, Kommunen, aber auch Verkehrsunternehmen und Fahrzeugherstellern zur Verfügung zu stellen, um die formulierten Anforderungen in die Praxis umzusetzen und mehr Gerechtigkeit im öffentlichen Verkehr der vernetzten und automatisierten Mobilität zu erreichen.
Hintergrund: Kooperative, vernetzte und automatisierte Mobilität (CCAM)
Die digitale Vernetzung und damit die Interaktion zwischen Fahrzeugen sowie zwischen Fahrzeugen und Verkehrsinfrastruktur nennt man die Domäne kooperativer intelligenter Verkehrssysteme (C-ITS). Durch den Informationsaustausch innerhalb von Verkehrssystemen können der Verkehrsfluss besser geplant und gesteuert und damit die Verkehrssicherheit, die Verkehrseffizienz und der Fahrkomfort verbessert werden.
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Aktuelle Publikationen
Ringhand, M., Anke, J., Schackmann, D. (2024). Understanding Mobility Needs and Designing Inclusive CCAM Solutions: A Literature Review and Framework. In: Stephanidis, C., Antona, M., Ntoa, S., Salvendy, G. (eds) HCI International 2024 Posters. HCII 2024. Communications in Computer and Information Science, vol 2118. Springer, Cham.
Anke. J., Ringhand, M. & Schackmann, D. (2024). Towards inclusive and equitable CCAM in public transport – Implications for the development of future mobility concepts (Poster). International Co-operation on Theories and Concepts in Traffic Safety, 2024, Den Haag.
Anke, J., & Ringhand, M. (2025). SINFONICA Online survey items - Survey on the user factors that affect the future deployment of CCAM. Zenodo.
Ringhand, M., & Anke, J. (2024). SINFONICA - Online survey data - Survey on the user factors that affect the future deployment of CCAM [Data set]. Zenodo.

Kontakt
Professur für Verkehrspsychologie
Dr. rer. nat., Dipl.-Psych. Madlen Ringhand
wissenschaftliche Mitarbeiterin
E-Mail: madlen.ringhand@tu-dresden.de
Tel.: +49 351 463-36517
Dipl.-Psych. Juliane Anke
wissenschaftliche Mitarbeiterin
E-Mail: juliane.anke@tu-dresden.de
Tel.: +49 351 463-36703