Wie kann der gesamtstädtische Radverkehr gesteigert und attraktiver gestaltet werden? Das Forschungsprojekt „PrioBike HH“ sucht nach praktikablen Antworten.

Hauptakteure im Projekt sind die Hansestadt Hamburg und die TU Dresden (TUD), hier insbesondere die Professur für Verkehrsprozessautomatisierung an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ in Zusammenarbeit mit der Professur für Distributed and Networked Systems der Fakultät für Informatik.

Ziel des Projektes PrioBike ist die Beschleunigung des Radverkehrs, eine Reduzierung von Wartezeiten, intelligente Informationsweitergabe und -lenkung sowie eine Erhöhung der Sicherheit im Radverkehr mittels digitaler Tools. Hierzu wird aktuell an der Entwicklung eines Informationssystems für Radfahrende gefeilt. Dieses soll den Nutzenden eine Geschwindigkeitsempfehlung vorgeben, wenn diese per Ampeln gesteuerte Knotenpunkte passieren. Ein Warten bei Rot wäre damit obsolet. Die Geschwindigkeitsempfehlungen werden mithilfe von Informationstafeln im Straßenverkehr angezeigt.

Zusätzlich wird eine App entwickelt, die individuelle Fahr-und Geschwindigkeitsinformationen der Radfahrenden speichert und ein multikriterielles Fahrradrouting entlang verschiedener Knotenpunkte bietet. Die App sammelt parallel dazu anonymisierte Bewegungsdaten der Appnutzenden, die im Anschluss ausgewertet werden.

Zu den ersten umgesetzten Projektmaßnahmen zur Beschleunigung des Radverkehrs in Hamburg gehört unter anderem eine seit Mai 2022 eingerichtete „Grüne Welle“ mithilfe einer dynamisch konzipierten Ampelschaltung entlang von drei Velorouten in Hamburg (VR1, 3 und 5). Diese sind von 05:00 bis 13:00 Uhr stadteinwärts und ab 13:00 Uhr stadtauswärts (VR1 und 3) eingerichtet. Darüber hinaus gibt es eine PrioBike-Säule (Rothenbaumchausee, Hamburg) zur Berechnung und Anzeige individueller Fahrgeschwindigkeitsempfehlungen. Des Weiteren erwirkte das Projekt eine Umkehr der klassischen Ampel-Priorisierung zugunsten von Fußgänger:innen und Radfahrenden an der Kreuzung Bundesstraße/ Kaiser-Friedrich-Ufer in Hamburg.

Die PrioBike-App wird seit Herbst 2022 in der Betatestphase durch Radfahrende in Hamburg getestet und soll Ende August 2023 zum freien Download zur Verfügung stehen.

Das Projekt PrioBike-HH ist 2021 gestartet und läuft bis 2024. Es wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit einem Gesamtvolumen von ca. 8 Millionen Euro gefördert. 

PrioBike-Fahrradsäule in Zusammenarbeit mit Yunex Traffic

Im Dezember 2022 wurde in Zusammenarbeit mit der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende und dem Unternehmen Yunex Traffic die erste PrioBike-Fahrradsäule in Hamburg in Betrieb genommen. Die angezeigten Geschwindigkeitsempfehlungen für Radfahrende sollen einen gesteigerten Fahrkomfort und das reibungslose Überqueren von grünen Straßenkreuzungen ermöglichen. Die Anlage selbst wurde dabei von Yunex entwickelt und eingesetzt.

Die hierfür genutzte Technologie basiert auf einem Ampelphasen-Assistenten, welcher mithilfe von Dektoren die Radfahrenden in den entsprechenden Zonen 120 bis 80 Meter vor einer Ampel erfasst. Danach kommt es durch die Säule zu einem Abgleich mit prognostizierten Grünphasen der nächstgelegenen Ampelanlage. Anschließend wird eine ideale Geschwindigkeitsempfehlung berechnet. Können sich die Radfahrenden an den empfohlenen Fahrwert realistisch nicht anpassen, zeigt die Säule ein Nichterreichen der nächsten Grünphase an.

Ansprechpartner

Dipl.-Ing. Sven Fröhlich
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
Professur für Verkehrsprozessautomatisierung
Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“, TU Dresden
E-Mail: sven.froehlich@​tu-dresden.de