Preisträger des mit 10.000 Euro dotierten Karl-Vossloh-Innovationspreises 2022 ist Dr.-Ing. Moritz Ruf. Er hat an der Fakultät Verkehrswissenschaften ”Friedrich List” der TU Dresden promoviert.

Die Vossloh Stiftung vergibt den renommierten Karl-Vossloh-Innovationspreis alle zwei Jahre an wissenschaftliche Arbeiten, die interdisziplinäre Zusammenhänge beleuchten. Die Auszeichnung für das Jahr 2022 wurde am 19. September 2023 im Rahmen des 19. Eisenbahn- und Stadtbahnforums in Erfurt verliehen (Video der Veranstaltung, Preisvergabe ab Minute 2:12). Moritz Ruf erhielt den Preis für seine Dissertation zum Thema „Ressourcendimensionierung in Knoten des Schienengüterverkehrs mit Nutzung des Maschinellen Lernens“ (Engl. Titel: Planning Resource Requirements in Rail Freight Facilities by Applying Machine Learning), die einen wegweisenden Ansatz präsentiert. Vorgeschlagen für den Preis wurde Moritz Ruf durch die Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr an der TU Dresden, an der sein Doktorvater Professor Rainer König bis 2022 Lehrstuhlinhaber war. 

Die Doktorarbeit von Moritz Ruf befasst sich mit einem entscheidenden Thema im Schienengüterverkehr - der Ressourcendimensionierung. Dieser Prozess beantwortet die Frage, wie viele Lokomotiven, Personal und Infrastruktur benötigt werden, um einen reibungslosen Betrieb sicherzustellen. Herkömmliche Planungsansätze erfordern oft umfassende und zeitaufwändige Vorarbeiten, da sie auf detaillierten Rangierarbeitsplänen basieren, die wiederum von hochwertigen Daten abhängen. Da jedoch die Datenqualität in der Praxis oft unzureichend ist, sind diese Pläne oft ungenau und schwer umzusetzen.

Innovative Methode beschleunigt Planungsprozesse für Eisenbahnunternehmen

Der Preisträger untersuchte, wie moderne Methoden des maschinellen Lernens die Ressourcendimensionierung verbessern und die vorherrschende Unsicherheit in der Planung eliminieren können. Seine Forschung zeigte, dass Regressionsmethoden aus dem Bereich des maschinellen Lernens eine hochwertige Ressourcendimensionierung ermöglichen, ohne aufwändige Rangierarbeitspläne zu erstellen. Diese innovative Methode beschleunigt und vereinfacht den Planungsprozess erheblich, was besonders für Eisenbahnverkehrsunternehmen von großem Vorteil ist, da sie so auch bei kurzfristigen Änderungen die richtigen Ressourcen anfordern und somit flexibel und effizient agieren können.

Die öffentliche Verteidigung der Dissertation fand am 27. September 2021 im Rahmen einer Videokonferenz statt, an der zahlreiche interessierte Zuhörende teilnahmen. Neben Prof. König wurde die Arbeit von Prof. Dr. Jean-François Cordeau von der HEC Montréal/Kanada betreut. Nach seiner Promotion hat Moritz Ruf die TU Dresden verlassen und arbeitet als Gründer und Geschäftsführer der aus der Fakultät Verkehrswissenschaften ”Friedrich List” ausgegründeten ITORA GmbH an innovativen Softwareprojekten für den Schienengüterverkehr.

Zu seiner Auszeichnung mit dem Karl-Vossloh-Innovationspreis sagt Moritz Ruf: „Ich bin der Karl-Vossloh-Stiftung für die Würdigung durch den Innovationspreis sehr dankbar. Insbesondere freue ich mich, dass die Verleihung zeigt, dass Innovationen nicht nur technischer Natur sein können, sondern gerade auch die Neubeleuchtung betrieblich-prozessualer Aspekte wesentliche Verbesserungen mit sich bringen.“

Karl-Vossloh-Stiftung

Die Karl-Vossloh-Stiftung wurde am 3. April 1995 von den Geschwistern Anni und Reinhild Vossloh zum ehrenden Gedenken an ihren Vater Karl Vossloh (ein deutscher Unternehmer, Ingenieur und Erfinder, 1882 – 1960) gegründet. In der Stiftung kommt zum einen das soziale Verständnis der Familie Vossloh zum Ausdruck. Zum anderen fördert die Forschung, wo Karl Vossloh seinen Erfindungsreichtum maßgeblich einbrachte: im Bereich des Eisenbahnbaus. Heute sind nicht mehr nur reine „Eisenbahnbauer“ angesprochen. Mit dem Thema Mobilität als Megatrend und den zahlreichen Herausforderungen für den Verkehr der Zukunft möchte die Stiftung hierbei auf breiter (und interdisziplinärer) Basis unterstützen.

Mehr zur Karl-Vossloh-Stiftung unter: http://www.vossloh-stiftung.de/

Mehr zum Karl-Vossloh-Innovationspreis unter: www.vossloh-stiftung.de/preis

Originalautor

Melina Herrmann / Red. bearb.

Über Dr. Ing. Moritz Ruf

Dr.-Ing. Moritz Ruf, geboren 1989, erhielt seine wissenschaftliche Grundausbildung an der TU Berlin im Verkehrswesen (B.Sc.) und setzte sein Studium an der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" der TU Dresden im Bahnsystemingenieurwesen (M.Sc.) fort.

Nach seiner akademischen Ausbildung war er von 2016 bis 2020 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Bahnverkehr, öffentlicher Stadt- und Regionalverkehr tätig. In dieser Zeit bekleidete er auch die Position des stellvertretenden Leiters des "Center for Rail Logistics," wo er an der Digitalisierung des Schienengüterverkehrs arbeitete.

Während eines Forschungsaufenthalt am Institut "CIRRELT" in Montréal, Kanada, widmete er sich mathematischen Optimierungsproblemen in der Logistik.