Verkehrswissenschaftler der TU Dresden untersuchen im Projekt TEMPUS Nutzer-Akzeptanz und Interaktion Mensch–Technik.

Beim Zukunftsthema automatisiertes und vernetztes Fahren liegt oftmals der Forschungsfokus auf den technischen Entwicklungen in den Fahrzeugen und bei der Infrastruktur. Weniger im Blick waren bisher die Nutzenden dieser neuen Technologien und die weiteren beteiligten Verkehrsteilnehmenden. Werden Menschen in Zukunft einfach in selbstfahrende Fahrzeuge einsteigen und sich vertrauensvoll herumfahren lassen? Und wie interagieren die anderen am Verkehr Teilnehmenden wie Zu-Fuß-Gehende, Radfahrende und nicht automatisierte und vernetzte Fahrende mit den hochmodernen Fahrzeugen? Diesen Fragen gehen jetzt Verkehrspsycholog:innen und Verkehrsingenieur:innen der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ an der TU Dresden in den kommenden 30 Monaten im Forschungsprojekt TEMPUS nach.

TEMPUS steht für „Testfeld München – Pilotversuch Urbaner automatisierter Straßenverkehr“. Dafür wird im Norden der bayerischen Landeshauptstadt München ein Testfeld für automatisiertes und vernetztes Fahren etabliert. Ein wichtiger Meilenstein wird dabei im Sommer 2022 der reale Einsatz automatisierter Fahrzeuge sein. Diesem gehen in den kommenden Monaten eine Vielzahl von technischen Entwicklungen und Implementationen voraus.

Ziel: Neue Mobilitätsformen im urbanen Kontext – sicher und effizient

Ziel des Projektes ist es, neue Mobilitätsformen im urbanen Kontext zu ermöglichen und dadurch Verkehrssicherheit und Verkehrsfluss für die Verkehrsteilnehmenden zu erhöhen und zu verbessern. Dazu wird im Münchner Norden die Verkehrsinfrastruktur um- und aufgerüstet, unter anderem mit „smarter“ Straßenverkehrstechnik und kommunizierenden Lichtsignalanlagen. Die Federführung für das Projekt liegt beim Mobilitätsreferat der Landeshauptstadt München.

Die Wissenschaftler:innen des zu den Dresdner Verkehrswissenschaften gehörenden Instituts für Verkehrsplanung und Straßenverkehr mit den beteiligten Professuren für Verkehrspsychologie und Integrierte Verkehrsplanung und Straßenverkehrstechnik stellen dabei den Menschen in den Mittelpunkt. Unter der Leitung von Dr. Jens Schade untersuchen sie, welche Bedingungen bei verschiedenen Zielgruppen erfüllt sein müssen, dass diese automatisierte Fahrzeuge akzeptieren. Darüber hinaus wird durch die Dresdner Verkehrspsycholog:innen und -ingenieur:innen das Interaktionsgeschehen zwischen nicht-vernetzten und automatisierten-vernetzten Verkehrsteilnehmenden untersucht. Der Verantwortliche der TU Dresden, Dr. Jens Schade sagt über das Projekt: „Wir versprechen uns wertvolle Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie wir die zukünftige Begegnung zwischen nicht-motorisiertem Mensch und fahrender Maschine im komplexen städtischen Verkehr sicherer, flüssiger und angenehmer gestalten können.“

Einsatz verschiedener wissenschaftlicher Methoden

Bisherige Studien zur Kommunikation und Interaktion mit autonomen Fahrzeugen gehen zumeist von einem gesunden, erwachsenen Menschen als Interaktionspartner:in der neuen Technik aus. Dabei blieben die Anforderungen besonders vulnerabler gesellschaftlicher Gruppen wie Kindern sowie älteren oder mobilitätseingeschränkten Personen an zukünftige intelligente Verkehrssysteme nahezu unberücksichtigt. Auch blieb bislang die Frage weitestgehend unbeantwortet, wie sich Bürger:innen zukünftige intelligente Verkehrssysteme überhaupt vorstellen und wie sich aus ihrer Sicht autonome Fahrzeuge in den Stadtverkehr integrieren lassen.

Diese Fragen werden nun durch die Dresdner Wissenschaftler:innen mit verschiedenen Methoden wie Befragungen, Fokusgruppengesprächen und Workshops als auch mittels Vor-Ort-Beobachtungen und Befragungen näher untersucht.

Ansprechpartner der TU Dresden für das Projekt

Projektpartner und Förderung

Das Projekt TEMPUS wird vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für 30 Monate mit rund 12 Mio. Euro bis zum Sommer 2023 gefördert. Neben dem Institut für Verkehrsplanung und Straßenverkehr der TU Dresden wirken folgende Projektpartner:innen aus Verwaltung, Forschung, Wirtschaft und Industrie an dem Projekt mit:

- die Landeshauptstadt München

- die 3D Mapping Solutions GmbH

- die BMW Group

- die EBUSCO Deutschland GmbH

- der Freistaat Bayern – Bayerische Staatsbauverwaltung vertreten durch die Landesbaudirektion Bayern

- das Karlsruher Institut für Technologie: ITIV – Institut für Technik der Informationsverarbeitung

- die PTV Planung Transport Verkehr AG

- die Siemens Mobility GmbH

- die Stadtwerke München

- die Traffic Consultants GmbH: Trafficon

- die TTS Europe GmbH

- der Lehrstuhl für Verkehrstechnik der Technischen Universität München

- die Firma United Parcel Service: UPS

Wir versprechen uns wertvolle Erkenntnisse darüber zu erlangen, wie wir die zukünftige Begegnung zwischen nicht-motorisiertem Mensch und fahrender Maschine im komplexen städtischen Verkehr sicherer, flüssiger und angenehmer gestalten können.

Dr. Jens Schade, TEMPUS-Projektleiter TU Dresden