Masterstudent Juan Diego Vega Idárraga aus Kolumbien ist Stipendiat. Die IKOS Consulting Deutschland GmbH und die Verkehrswissenschaften der TU Dresden gehen gemeinsam neue Wege.

Die Nachfrage nach Ingenieur:innen ist groß. Insbesondere die Verkehrsbranche sucht händeringend nach qualifiziertem Berufsnachwuchs, um heutige und künftige Verkehrssysteme zu planen und weiterzuentwickeln. Unternehmen blicken fast schon verzweifelt in Richtung Universitäten, in der Hoffnung auf mehr Absolvent:innen. Die IKOS Consulting Deutschland GmbH belässt es nicht beim Hoffen. Sie geht neue Wege bei der Nachwuchsgewinnung.

Die auf Bahn- und Energietechnik spezialisierte weltweit agierende Consulting Gruppe ist das erste Unternehmen, das ein zweijähriges Firmen-Stipendium für eine/n Masterstudierende/n an der Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“ finanziert. Der Empfänger/die Empfängerin erhält monatlich 750 Euro, und das über 24 Monate lang.

Am 27. Februar 2024 fand der offizielle Kennlerntermin zwischen dem Unternehmen und dem Stipendiaten an der Fakultät statt. Im Beisein von Dekanin Prof.in Regine Gerike trafen der Stipendiat, Juan Diego Vega Idárraga, und Ulrich Grüner, Director Business Development bei IKOS, erstmals aufeinander und kamen ins Gespräch.

Über die Liebe zu Deutschland zur Liebe von Bahn und Schiene

Juan Diego Vega Idárraga absolviert seit dem Wintersemester 2023/24 den Masterstudiengang Bahnsystemingenieurwesen an der TU Dresden. Seit er 14 Jahre alt war, interessiert er sich für Deutschland. Freiwillig lernt er neben der Schule an einem Sprachinstitut in Kolumbien die deutsche Sprache. Dass sein Herz mal für Bahn und Schiene schlagen und er seine berufliche Zukunft darin sehen wird, war damals noch nicht absehbar. Wie auch, wenn es in Kolumbien so gut wie kein funktionierendes Bahnsystem gibt. „Die Menschen nehmen entweder den Bus oder steigen ins Flugzeug für weite Inlandstrecken“, berichtet er.

So nimmt er nach der Schule ein Bachelorstudium Bauingenieurwesen an der größten und renommiertesten Universität in Kolumbien auf, der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá. Innerhalb des Studiums verbringt er 2020 einen vom DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst) geförderten Winter-Deutschkurs in Aachen. In seiner Freizeit reist er viel durch Deutschland – per Bahn. Und irgendwo auf den weiten Schienenstrecken durch die Republik passiert es: Der Funke springt über: „Ich war fasziniert von der Welt der Züge und ganz begeistert vom deutschen Bahnsystem, wie gut ausgebaut, effizient und pünktlich es ist“, erinnert er sich. Hier mag manch‘ deutscher Bahnreisende kurz schmunzeln, wenn man schon einmal wegen Zugverspätungen auf einem Bahnhof gestrandet ist. „Wer über das deutsche Bahnsystem schimpft, soll mal in Kolumbien versuchen, mittels öffentlicher Verkehrsmittel zu reisen“, entgegnet Juan Diego Vega Idárraga auf skeptische Blicke.

Vom Auslandssemester zum kompletten Masterstudium in Dresden

Es seien genau solche jungen Leute, die die IKOS Consulting Deutschland GmbH als Nachwuchsfachkräfte suche, sagt Ulrich Grüner in seinem Interview, dass er nach Einrichtung des neuen Stipendiums Verkehrslage gab. „Wie lieben Technologie und wir lieben Bahn – diese Leidenschaft möchten wir gern weitergeben.“

Bei Juan Diego Vega Idárraga ist diese Leidenschaft bereits vorhanden. Abermals kehrt der junge Kolumbianer im Oktober 2022 nach Deutschland zurück. Dieses Mal für ein ganzes Semester an der TU Dresden, Fakultät Verkehrswissenschaften „Friedrich List“. Im Studium beschäftigt er sich insbesondere mit Schienenverkehrsanlagen und Bahnbau sowie der Entwicklung von Verkehrsprojekten. Auch nach dem Semester bleibt er in Deutschland uns absolviert ein Praktikum an einem Ingenieurbüro. Hier schreibt er auch seine Bachelorarbeit über „Technische Beiträge der deutschen Eisenbahnordnung im Bereich Infrastruktur zu den neuen Eisenbahnrichtlinien in Kolumbien im Rahmen des Eisenbahn-Masterplans“.

Nach dem Studium in Deutschland oder Europa arbeiten

Dem Bachleor soll ein Masterstudium folgen - diesmal komplett in Deutschland – und zwar an der TU Dresden im Fach Bahnsystemingenieurwesen. Diese Wahl trifft nicht bei allen Menschen in seinem Umfeld auf Gegenliebe. Insbesondere sein Vater sei anfangs skeptisch gewesen, so der Student. Er sieht in Kolumbien nicht die Berufschancen für seinen Sohn.

Doch dieser möchte nach dem Studium auch erst einmal in Deutschland oder Europa bleiben und Berufserfahrung sammeln. Spanien könne er sich als späteren Arbeitsort auch vorstellen. Ulrich Grüner und das IKOS-Team wird dies freuen zu hören. Zwar geht mit dem Stipendium keine Verpflichtung für den Stipendiaten einher, bei IKOS zu arbeiten, „aber natürlich möchten wir uns dem Stipendiaten als attraktiver Arbeitgeber vorstellen und mögliche Karrierewege bei uns aufzeigen. Und wenn beide Seiten es möchten, gibt es am Ende des Studiums ein Jobangebot“, so Ulrich Grüner im Gespräch mit Verkehrslage. Zudem habe IKOS Teams in ganz Europa, u. a. auch in Spanien.

Vielleicht später einmal auch beruflich zurück in die Heimat

Doch zunächst einmal heißt es studieren. Und mit einem Stipendium in der Tasche geht das gleich nochmal leichter. „Ich freue mich sehr über das Stipendium. So muss ich viel weniger nebenher arbeiten, als ich anfangs dachte, und kann mich viel mehr auf das Studium konzentrieren“, sagt Juan Diego Vega Idárraga.

Dass er irgendwann einmal beruflich auch in Kolumbien tätig sein wird, möchte Juan Diego Vega Idárraga nicht ganz ausschließen. „Es gibt einen Eisenbahn-Masterplans der Regierung, um eine Bahninfrastruktur im Land aufzubauen. Sollte der Plan Fahrt aufnehmen, werden viele Bahn-Experten benötigt. Vielleicht werde ich dann mit meinen zukünftigen Berufserfahrungen gebraucht.“ Das würde dann sicherlich seine Familie und ganz bestimmt seinen Vater freuen.

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Über das Vergabeverfahren

Zur Vergabe des Stipendiums wurde vom Fakultätsrat eine Kommission sowie ein Vorsitzender ernannt. Von der IKOS Consulting Deutschland GmbH war eine Person als beratendes Mitglied in der Kommission vertreten, allerdings ohne Stimmrecht. Die Auswahl wurde anhand der Bewerbungsunterlagen getroffen.

Zweites Unternehmensstipendium an der Fakultät ausgeschrieben

Das nächste Unternehmen, das ein Stipendium an der Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List" finanziell unterstützt, um den eigenen Ingenieur:innen- und Fachkräftebedarf aktiv zu gestalten, ist die Rail Power Systems GmbH (RPS) mit Sitz in München.

Das durch RPS finanzierte und von der Fakultät ausgereichte Stipendium wird zum Wintersemester 2024/25 für 24 Monate an eine:n Erstsemester-Studierende:n aus einem der beiden Masterstudiengänge "Bahnsystemingenieurwesen" bzw. "Elektrische Verkehrssysteme“ vergeben. Der Stipendiat bzw. die Stipendiatin erhält 750 Euro monatlich.

Detaillierte Informationen zum Rail-Power-Systems-Stipendium sowie zur Bewerbung und zum Auswahlverfahren unter: https://tu-dresden.de/bu/verkehr/studium/stipendien

Verkehr studieren - Was sonst?!

https://www.youtube.com/watch?v=ujN7xMo1E8s

Kontakt Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"

Dr. Michael Krieg, Geschäftsführer
Fakultät Verkehrswissenschaften "Friedrich List"
TU Dresden
E-Mail: michael.krieg1@​tu-dresden.de